- I.Minensuchdivision
Bei Kriegsbeginn im August 1914 standen in der Nordsee einsatzbereit die I. Minensuchdivision (Kptlt. Bobsien) mit 15 Booten und die II. Minensuchdivision (Kptlt. Schoemann) mit 14 Booten. Die letztgenannte Division verlegte aber schon im Oktober 1914 in die Ostsee. Die III. Minensuchdivision (Kptlt. Wolfram) befand sich zunächst noch in der Aufstellung, wurde aber innerhalb weniger Tage mit 13 Booten zum Einsatz gebracht.
Anfangs wusste niemand, ob die Royal Navy eine enge Blockade in der Deutschen Bucht oder eine Fernblockade bei Dover und in der nördlichen Nordsee beabsichtigte. Man entschloss sich daher zu einer Sicherung gegen feindliche U-Boote und Minenleger und stellte eine moderne Torpedobootsflottille in einem Kreisbogen um das Feuerschiff ELBE 1 mit einem Radius von 37 Seemeilen auf, etwa von Norderney bis Amrum. Zwölf Meilen dahinter wurde jeweils eine Minensuchdivision aufgestellt. Eine weitere war zum Minen- oder U-Boot-Suchen in der inneren Deutschen Bucht abgeteilt. (Weitere Einzelheiten unter III. Minensuchdivision).
Minen wurden bei Kontrollfahrten in der Inneren Deutschen Bucht 1914 nicht gefunden. Eigene Schutzsperren wurden geworfen, wobei vermieden werden musste, dass eigene Minenschiffe auf schon ausliegende feindliche Sperren trafen. Daher wurden die Anmarsch- und Sperrkurse vorher von den Minensuchdivisionen abgesucht. Doch die ersten offensiven britischen Sperren wurden im Laufe des Herbstes 1914 lediglich im Bereich der Hoofden und im Ansteuerungsbereich der Häfen Ostende und Antwerpen ausgelegt.
Am 12. Januar 1915 stellte die III. Minensuchdivision eine englische Sperre bei der Amrumbank fest. Gemeinsam mit der I. Minensuchdivision begannen die Räumarbeiten. Eine langwierige Aufgabe, denn das Räumgerät arbeitete nur mit einer Räumbreite von 40 Metern und das winterliche Nordseewetter setzte den kleinen Torpedobooten hart zu. Es bestand die Gefahr, dass beim Auftauchen weiterer Minenfelder schnell die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit erreicht würde. Die Anschaffung neuer, besser geeigneter Minensuchboote wurde unausweichlich.
Wie zu erwarten, blieb es nicht bei der ersten Minensperre. 20 Meilen westwärts entdeckte man im Mai 1915 eine 13 Seemeilen lange Minenreihe. Im Juni kam, noch etwas weiter westlich, eine dritte Sperre hinzu. Die Divisionen waren jedoch lediglich in der Lage, die Ausdehnung der Sperren festzustellen, zum Räumen reichte die Leistungsfähigkeit der Torpedoboote nicht aus.
Im August 1915 wurde die I. Minensuchdivison für einen Sondereinsatz in die Ostsee detachiert. Es handelte sich dabei um die Minensicherung beim Einbruch des IV. Geschwaders in den Rigaer Meerbusen. Beim Manövrieren in einer engen Sperrlücke nördlich Pissen geriet T 77 aus der Bojenreihe heraus, schlug mit dem Heck auf eine Mine, konnte aber trotz starkem Wassereinbruch unterfangen und nach Windau zurückgebracht werden. Am 21. August wurde das Unternehmen abgebrochen und die Rückmarsch aller aus der Nordsee entsandten Verbände angeordnet.
In der Nordsee entdeckte man im September 1915 eine weitere Minensperre nordwestlich Norderney. Nun kamen die ersten M-Boote an die Front. Bis Ende 1915 waren die I. und III. Minensuchdivision auf diese Boote umgestellt. Die besseren Fahrzeuge ermöglichten eine verstärkte Räumarbeit, einem Erfolg aber stand das zunächst noch wenig leistungsfähige Räumgerät im Wege.
Inzwischen hatten man in England leistungsfähige offensive Minenleger in Dienst gestellt, deren hohe Geschwindigkeit es ihnen erlaubte, gefahrlos in die Deutsche Bucht vorzustoßen. Minen-U-Boote warfen kleinere Sperren punktgenau auf Verkehrsknotenpunkte in der Deutschen Bucht, vor allem westlich Borkum und im Norden bei Horn’s Riff. Nachdem Ende Februar 1916 (also nach einem Jahr!) die Räumarbeiten westl. Amrum zu einem gewissen Abschluss gekommen waren, entdeckte man weitere Minensperren nordwestlich von Helgoland und bei Borkumriff. Nach der Skagerrak-Schlacht am 31. Mai 1916 warf der engl. Minenkreuzer ABDIEL in den frühen Morgenstunden des 1. Juni eine Minensperre auf dem Rückweg der deutschen Hochseeflotte; das Linienschiff OSTFRIESLAND erlitt hier einen Minentreffer.
Wegen der nicht zu bewältigen Minengefahr auf den Auslaufwegen nach Norden und Westen wurde ein Weg „Mitte“ freigeräumt. Bei günstigem Wetter schnitt die I. Minensuchdivision 80 Minen in zweieinhalb Tagen. Allerdings warfen englische Minenleger nun auch flachstehende Minen gegen Räumfahrzeuge mit geringem Tiefgang. Allein im Jahr 1916 warfen britische Seefahrzeuge 1619 Minen. Im Juli 1916 erlitten drei deutsche M-Boote Minentreffer. Man begann, alle Auslaufwege regelmäßig durch Stichfahrten zu kontrollieren. Zusätzlich erhielten vier Torpedobootsflottillen für die Sicherung der Hochseeflotte eigenes Minensuchgerät. Trotzdem war die Zahl der Minensuchverbände noch lange nicht ausreichend. Daher wurden ab Oktober 1916 die Minensuchdivisionen in Flottillen mit je 2 Halbflottillen umgewandelt.