Die Namensgebung der Schiffe und Boote der Bundesmarine 1955 - 1970

Verfasst von Urs Heßling


Inhaltsverzeichnis


l. Einleitung


ll. Hauptteil

1. Anfänge

2. Erste Dokumente: Viele Fragen und viele Antworten

3. Grundsätze

4. Anwendungsfälle

5. Namensvergaben ohne Dokumentation

6. Die Namensgebung der Lenkwaffenzerstörer


lll. Schluss


lV. Namensregister


V. Bibliographie


Vl. Anhang: Orginaldokumente (Kopie)



l. Einleitung


„Denn unser Wissen ist Stückwerk“ – An dieses Zitat aus dem Ersten Korintherbrief fühlte ich mich nach meinen Recherchen zum Thema erinnert. Die Dokumentation der Namensgebung der Schiffe der Bundesmarine ist dürftig, auch im Bundesarchiv/ Militärarchiv (BA/MA) in Freiburg. Insbesondere das interessante Teilthema der Namensgebung der Lenkwaffenzerstörer 1967-1969 war bereits Objekt ministerieller Recherchen, bleibt aber lückenhaft erfasst. Nichtsdestoweniger ist das Thema für mich als ehemaligen Marineoffizier, aber auch für andere mit der Zeitgeschichte Beschäftigte so interessant, dass die Recherchen zu dieser Abhandlung führten.


ll. Hauptteil


1. Anfänge

Als die Bundeswehr im Jahre 1955 aufgestellt wird, steht die Führung der Bundesmarine vor einem besonderen Problem. Während die Einheiten des Heeres und die Geschwader der Luftwaffe mit Nummern bezeichnet werden, werden, zumindest für die Schiffe der Marine, Namen erwartet. Aus der Geschichte der vorherigen deutschen Marinen traditionswürdige Namen zu entnehmen erscheint als nicht einfach. Die Schiffe der kurzlebigen ersten deutschen Bundesmarine (1849-1853) wurden verkauft oder versteigert; die Schiffe der kaiserlichen Marine führten unter den als Admirale eingesetzten Generalen Kaiser Wilhelms I. (1871-1888) eher ein Schattendasein; die unter seinem marinebegeisterten Nachfolger Wilhelm II. (1888-1918) aufgebaute Hochseeflotte endete nach dem 1. Weltkrieg bis auf veraltete Reste als Reparationsleistung für Alliierte und beim Abwracker oder durch Selbstversenkung in dem britischen Flottenstützpunkt Scapa Flow, und die Kriegsmarine (1935-1945) ist mit dem Makel des verbrecherischen Regimes des Nationalsozialismus behaftet.

Den Anfang einer nicht dokumentierten neuen Tradition der Namensvergabe in der Bundesmarine machen die Schnellboote. Am 29. Mai 1956 werden - als erste Kriegsschiffe der Bundesmarine überhaupt - 3 Schnellboote des Typs 149 [1] als ,Silbermöweʼ, ,Sturmmöweʼ und ,Wildschwanʼ in Dienst gestellt. Hierbei werden die Namen der für die Königlich Britische Marine (Royal Navy) fertiggestellten Boote ,Silver Gullʼ, ,Storm Gullʼ und ,Wild Swanʼ eingedeutscht.

Mit der Übernahme von 26 Minenräumbooten [2] von der ,Labor Service Unit (LSU)ʼ der US-Marine beginnt die für eine deutsche Marine neue Tradition der Sternennamen, als am 5. Juni 1956 die Boote ,Orionʼ (ex R 132), ,Rigelʼ (ex R 135) und ,Siriusʼ (ex R 144) in Dienst gestellt werden. Der Ursprung oder die Idee dieser Namensgebung sind nicht nachzuvollziehen. Das gilt ebenso für die von der LSU übernommenen ehemaligen Minensuchboote [3] der Kriegsmarine, die im Juli und August 1956 als ,Seehundʼ, ,Seeigelʼ, ,Seelöweʼ, ,Seepferdʼ, ,Seesternʼ und ,Seeschlangeʼ in Dienst kommen. Deren ,Seetierʼ-Namenstradition wird schon 1960 mit der frühen Außerdienststellung der Boote wieder enden.

Am 1. Juli 1956 wird der gesamte Fahrzeugbestand des zuvor aufgelösten Bundesgrenzschutzes See (BGS (See)) übernommen. Hier macht man es sich einfach. Die mit einer Buchstaben-Zahlen-Kombination gekennzeichneten Fahrzeuge bekommen nur eine neue Kombination zugeteilt, die ihrer Zugehörigkeit zu einer Schule (z.B. UW für Unterwasserwaffen-, FM für Fernmeldeschule) oder einem Geschwader entspricht. Bei den 10 ehemaligen Kriegsfischkuttern [4], die als Wachboote des BGS die Bezeichnung „W 1- 10“ führten, wird der Buchstabe ,Wʼ durch ein ,Hʼ (für „Hafenschutz“) ersetzt. Die Begleitschiffe ,Eiderʼ und ,Traveʼ behalten ihre Namen und führen damit die bis heute andauernde Tradition der Flussnamen für diese Schiffsklasse, die späteren Tender, weiter, die mit den U-Boot-Begleitschiffen ,Donauʼ, ,Lechʼ und ,Isarʼ der Kriegsmarine begonnen hatte; schon im Dezember 1956 und Januar 1957 kommen ,Emsʼ und ,Osteʼ [5] hinzu. Die zwei Schnellboote des Silbermöwe-Typs, die beim BGS als ,S 1ʼ und ,S 2ʼ fuhren, werden namentlich „aufgewertet“ und heißen nun ,Eismöweʼ und ,Raubmöweʼ.


2. Erste Dokumente: Viele Fragen und viele Antworten

Am Anfang der erfassten Dokumentation steht ein Schreiben des Kommandos der Seestreitkräfte, des Vorläufers des Flottenkommandos, an den Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Ruge [*6]. Die Benennung der Boote des 1. Geleitgeschwaders [7] wird zum Anlass genommen, das Thema der Namensgebung anzusprechen. Die Tatsache, dass am Tage des Schreibens, eine Woche vor der Taufe, noch als einer der vorgesehenen Namen neben den traditionellen ,Brummerʼ, ,Bremseʼ und ,Wespeʼ der dann nicht verwendete Name ,Libelleʼ genannt wird, unterstreicht die Unsicherheit, die bei diesem Thema herrscht. Weiter wird ausgeführt:

„Die Idee [8] der Benennung mit Städtenamen wird von hier sehr begrüßt, weil damit eine Möglichkeit gegeben wird, einerseits die Verbindungen mit allen Teilen der Bundesrepublik sehr schnell enger zu gestalten, andrerseits auch das Interesse der Binnenländer für die Marine besonders zu wecken, also die Werbegedanken zu stärken. Zu der Wahl von Städtenamen für Geleit- und Minensuchboote – also kleine Fahrzeuge – wird allerdings vorgeschlagen, keine Hauptstädte zu nehmen, die nicht schon früher die Namen für Kreuzer geliefert haben“. [9]

Die mögliche Wahl der Traditionsnamen ,Kölnʼ, ,Karlsruheʼ oder ,Emdenʼ für ein Minensuchboot wird als unglücklich bezeichnet, die Wahl von mittelgroßen Städten, im Schriftverkehr Mittelstädte genannt, oder von bisher nicht bei Namensvergaben berücksichtigten Städten wird befürwortet.

Ganz konkret wird das Marinewaffenkommando (damals in Kiel stationiert) mit dem Vorschlag, analog zur inzwischen erfolgten Namensvergabe im 1. Geleitgeschwader die als zu ,neutralʼ empfundenen Bezeichnungen der am 21. Januar 1957 in Dienst gestellten Artillerieschulboote [10] ,AT 1ʼ und ,AT 2ʼ durch die Traditionsnamen ,Hayʼ und ,Fuchsʼ [11] zu ersetzen und für die Schulfregatten der Typen ,Hunt IIʼ und ,Black Swanʼ [12] die Namen ,Dracheʼ und ,Delphinʼ (im Originalschreiben falsch: ,Dephinʼ) zu vergeben [13].

Die Vergabe von Namen [14] als Teil der Marinetradition betont der Inspekteur selbst mit einem Grundsatzschreiben zum Thema ,Pflege der Traditionʼ an verschiedene Marinedienststellen. Ruge führt aus:

„Namen als Symbol zu verwenden, ist uns vom Schiff her geläufig. Sie verbinden und verpflichten; sie haben symbolische Kraft und stellen die menschliche Beziehung her. In ihrer Verwendung liegt bereits ein gut Stück Tradition und ebensoviel Entfaltungsmöglichkeit. Für die Neubauten der Seestreitkräfte werden wir diese Überlieferung aufgreifen. Für Zerstörer und Geleitboote sowie Minensuchboote kommen Städtenamen in Frage, auch für kleinere Bootstypen und Fliegerstaffeln ist die Namensgebung zu erwägen. An Land ist in Kasernenbereichen ähnliches denkbar; nur sollte eine gewisse Systematik die Namen einprägsam machen. Selbstverständlich ist darauf zu achten, daß keine Namen gewählt werden, die verletzen oder Anlaß zu Auseinandersetzungen geben könnten.“ [15]

Die Antworten der Marinedienststellen fallen sehr unterschiedlich aus. Sie spiegeln verschiedene Auffassungen von Tradition wider, die im Folgenden detailliert behandelt werden sollen.

Das Marineabschnittskommando Nordsee schlägt für Kasernenanlagen Namensgruppen vor [16] und nennt

- Orte von Seegefechten/-schlachten, u.a. Doggerbank, Coronel, Falkland, Skagerrak und Narwik (sic!),

- Kolonien, die in der Marinegeschichte Bedeutung hatten, u.a. Samoa und Tsingtau,

- Namen gesunkener Schiffe, ohne Beispiele,

- Namen gefallener oder besonders verdienter Admirale und Offiziere der Marine, als Beispiele werden aus der Zeit der Marine des Kaiserreichs die Admirale Köster*, von Knorr*, Graf Spee*, Maass* (im Original falsch: Maß), Hipper*, und Scheer*, aus der Zeit der Kriegsmarine die Admirale Lütjens* und Bey*.

Kasernenanlagen wie z.B. in Cuxhaven sollen ihre bisherigen Traditionsnamen behalten.

Das Marinestützpunktkommando Wilhelmshaven schlägt für Schwimmbrücken und Uferanlagen Traditionsnamen vor, ohne Beispiele zu nennen, erinnert an eine dazu notwendige Abstimmung mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt und der Stadt Wilhelmshaven und führt als Beispiel an, dass die ,Wiesbadenbrückeʼ in den Seekarten und Hafenplänen den wohl aus der Zeit der Kaiserlichen Marine stammenden Gebrauchsnamen ,Kohlenzungeʼ habe [17].

Die Antwort des Marinestützpunktkommandos Cuxhaven ist äußerst selbstbewußt und bestimmt: „Eine Umbenennung der Kasernenblöcke kommt für die Grimmershörn-Anlage nicht in Frage, da die Kasernen bereits traditionelle Namen wie Große und Kleine Wettern sowie Grimmershörn-Kaserne besitzen, die allen Cuxhavenern eine Verpflichtung bedeuten“, nennt als möglichen Namen für das Kommandanturgebäude ,Kioutschouʼ und als Vorbild für die Benennung einer Brücke die „allen früheren Minensuchern und Vorpostenbesatzungen zum Begriff gewordene Königin-Luise-Brücke“. [18]

Das Marineabschnittskommando Ostsee argumentiert ähnlich, indem es die Beibehaltung der bisherigen, aus der Zeit der Kaiserlichen Marine stammenden Namen der durch die Bundesmarine übernommenen Anlagen vorschlägt und hier unter anderem als Beispiele die ,Blücher ʼ- und ,Württembergʼ [19] -Brücke in Flensburg nennt [20] .

Das Marinestützpunktkommando Kiel betont die Notwendigkeit einer langsamen Entwicklung der Traditionspflege und fordert eine Entscheidung, „inwieweit Einheiten, Unternehmungen und Namen des 2. Weltkriegs herangezogen werden dürfen“ [21], da dies unklar sei.

Für das Marinearsenal Kiel erscheint es wünschenswert, die Lagerhallen der Depots mit Traditionsnamen zu versehen. Hierfür werden die Namen von Versorgungsschiffen, Blockadebrechern und Hilfskreuzern beider Weltkriege vorgeschlagen. Als Beispiele werden das Handels-Unterseeboot ,U-Deutschlandʼ und der Hilfskreuzer ,Wolfʼ des 1. Weltkriegs und aus der Zeit des 2. Weltkriegs der Versorgungstanker ,Altmarkʼ und die Hilfskreuzer ,Atlantisʼ, ,Kormoranʼ (im Original falsch: ,Cormoranʼ), ,Orionʼ und ,Pinguinʼ genannt [22].

Das Marinewaffenkommando in Kiel betont wie das Marinestützpunktkommando die Notwendigkeit einer geduldigen Entwicklung und schlägt die Traditionsnamen der ersten Torpedoboote ,Jägerʼ und ,Ulanʼ [23] für die beiden Schul-Schnellboote [24]und die Namen der ehemaligen Kolonien Togo und Kamerun für zukünftige Taucherfahrzeuge der Unterwasserwaffenschule vor [25].

Sehr konkret und ausführlich ist die Antwort der Marineartillerieversuchsstelle. Zur Pflege der Tradition sollen in den Namen der Marine „nicht nur die Marinegeschichte und die besonderen Taten von Marineangehörigen (auch aus dem II. Weltkriege)“ [26], sondern auch die Verbindung mit dem „gesamten Volke“, den anderen „Wehrmacht“(sic!)-Teilen, der Handelsmarine und der Wissenschaft und Technik zum Ausdruck kommen. Das vorgeschlagene System, das sofort auf den Schiffstyp schließen lassen soll, sieht so aus:


Schiffstyp
Traditionsgebiet
Beispiele
Schulschiff Führer der Marine Tirpitz*, Scheer*, Graf Spee*
Waffenschulboote Pioniere von Wissenschaft und Technik der Waffen Nachrichtentechnik: Hertz, Gauss, Siemens, Artillerie: Krupp (sic!)
Zerstörer frühere Kreuzer Städtenamen
Minenschiffe Kapitäne Handelsmarine Ahrens*, ,Erlangenʼ-Kapitän[27]
Landungsschiffe Führer des Heeres Gneisenau*, Rommel*, Scharnhorst*
Troßschiffe Kolonien, dortige Städte Togo
Begleitschiffe Kolonial-Pioniere Lüderitz*, Peters*
Geleitboote Kommandanten der Marine (nicht U-Boote) ehem. Zerstörernamen, Bey
Schnellboote Raubtiere Wolf, Leopard
U-Boote U-Boots-Kommandanten Prien*, Weddigen*
M-Boote (neu): Seetiere, Sterne wie bereits begonnen

Das Marinestützpunktkommando Flensburg-Mürwik plädiert für die Beibehaltung der Kasernennamen ,Maassʼ, ,Tirpitzʼ und ,Bonte*ʼ und schlägt als Namen für weitere Gebäude die Namen der Admirale von Friedeburg* und Lütjens sowie ,Mützelburg*ʼ und ,Trampedach*ʼ vor, den letzten mit der Begründung, das bestehende Barackenlager dieses Namens solle abgerissen werden, eine Planung, die, wie viele Marineoffiziere wissen, für lange Zeit nicht umgesetzt wurde [28].

Das Kommando der Flottenbasis, das alle diese Vorschläge dem Inspekteur vorlegt, mahnt Vorsicht bei der Benennung von Kasernenanlagen an und konkretisiert: „Die Wahl der Namen darf keine Ressentiments bei unseren Verbündeten auslösen. Namen, die an die ehemaligen deutschen Kolonien und überhaupt an die Kolonialzeit erinnern, werden für nicht mehr zweckmäßig gehalten.“ [29]

Diese Mahnung und immanente Kritik erscheint berechtigt. Während eine einzige Dienststelle die Frage nach der Traditionswürdigkeit der jüngsten Vergangenheit stellt, scheint bei einigen anderen Stellen eine positive Erinnerung an die Kriegsmarine zu dominieren. Der Begriff ,Führerʼ wird offensichtlich sorglos verwendet. Die Namen von Unterseebootskommandanten, die für das Versenken britischer Schiffe gefeiert wurden und der des Admirals Tirpitz, der untrennbar mit dem gegen das britische Reich gerichteten Bau der Schlachtflotte des Kaiserreichs verbunden ist, werden ohne erkennbare Bedenken über einen möglichen Affront gegenüber dem NATO-Partner Großbritannien vorgeschlagen. Eine Benennung nach ehemaligen Hilfskreuzern des 1. und 2. Weltkriegs, die außer zahlreichen britischen auch viele holländische, norwegische und griechische Schiffe versenkten, erscheint beim neuen Status dieser Länder als NATO-Verbündete zumindest taktlos. Dasselbe gilt für den Vorschlag ,Altmarkʼ, der an den Zwischenfall gleichen Namens im Februar 1940 erinnert, der als ein Auslöser für die deutsche Besetzung Dänemarks und Norwegens im April 1940 gesehen werden kann. Der Vorschlag des Stützpunkts Flensburg für den Admiral von Friedeburg, den Nachfolger des im Nürnberger Prozess verurteilten Großadmirals Dönitz als Befehlshaber der Unterseeboote 1943-45 und als Oberbefehlshaber der Kriegsmarine 1945, der sich eben dort nach Ende des Krieges das Leben nahm, erscheint für eine Tradition ebenso fragwürdig wie der des als Kriegsverbrecher verurteilten Industriellen Krupp.
Die Tradition der Kriegsmarine, Namen aus der Kolonialzeit des deutschen Kaiserreichs zu verwenden, wird anscheinend unkritisch übernommen. Dabei haben die Namen von Togo, Kamerun, Samoa und Tsingtau keine besondere positive marinegeschichtliche oder traditionswürdige Bedeutung; die Nennung von Samoa erinnert, eher negativ, an den dort ausgetragenen Kolonialkonflikt mit den Vereinigten Staaten im Jahre 1889 und den damit im Zusammenhang stehenden Untergang dreier Schiffe der Kaiserlichen Marine im Orkan. Der Vorschlag für den ,Kolonialpionierʼ Peters als Namensgeber erscheint in diesem Zusammenhang besonders problematisch. Dieser sogenannte ,Gründer Deutsch-Ostafrikasʼ (1856-1918) wurde wegen seines dortigen brutalen und despotischen Vorgehens (sein Spitzname war ,Hänge-Petersʼ) unehrenhaft aus dem Reichsdienst entlassen; er wurde 1937 durch Hitler ,rehabilitiertʼ und nicht zu Unrecht als ein ,Vorläufer nationalsozialistischen Gedankengutsʼ gefeiert.

Insgesamt repräsentieren viele der Vorschläge eine Traditionsauffassung, die Ruges Intentionen zuwiderläuft und auch nicht umgesetzt werden wird. Ruge stellt noch 10 Jahre später dazu fest [30]: „Namen führender Männer aus den Befreiungskriegen und aus dem 1. Weltkrieg sind ebenfalls in unsere Tradition eingegangen. Der Abstand zum 2. Weltkrieg dagegen ist noch zu gering“.

Während diese Stellungnahmen noch formuliert werden, hat am 16. Februar 1957 mit der Taufe des ersten Küstenminensuchboots ,Lindauʼ bereits die neue Tradition der Vergabe von Namen von ,Mittelstädtenʼ begonnen. Ruge selbst hat dies mit einem sehr persönlich gehaltenen Brief an den Oberbürgermeister der Stadt [31] in die Wege geleitet, bevor er noch seine Grundsatzanfrage verteilte. Diese Form der Anfrage behält er auch im Weiteren bei (siehe Anlagen 1-5).


3. Grundsätze

Einen Vorschlag des Bundes der Vertriebenen Deutschen, größere Einheiten der Bundesmarine nach mittel- und ostdeutschen Städten zu benennen, nimmt Ruge zum Anlass, in einem Schreiben an den Minister festzustellen: „Die Benennung von Kriegsschiffen mit den Namen ost- und mitteldeutscher Städte scheint mir ein gewisses Politikum zu sein, sodaß eine grundsätzliche Entscheidung des Herrn Ministers herbeigeführt werden müßte“ [32]und dieser antwortet am 31.7.1957: „Ich halte es für notwendig, zuerst die Namen der wesentlichsten Städte der Länder der Bundesrepublik bei der Auswahl zu berücksichtigen“ [33]. In diesem Schreiben an den Minister legt Ruge folgende genauere Planung vor:
- für Zerstörer: Namen von Großstädten, in erster Linie die Namen der Hauptstädte der Länder der Bundesrepublik. Genau, wie er nun einmal ist, fügt er hinzu: „Da bisher nur 8 Zerstörer in Bau gegeben werden, kommen wir damit nicht ganz aus“.
- für Geleitboote: Namen von Großstädten, die keine Landeshauptstädte, aber aus der Marinegeschichte bekannt sind, z.B. Köln, Emden, Lübeck. Er fügt wiederum hinzu: „Da nur 6 Geleitboote gebaut werden, würden wir damit innerhalb der Bundesrepublik auch nur den dringendsten Bedarf befriedigen können“. Aus dieser Planung wird klar, warum die ebenfalls für Fregatten denkbaren Traditionsnamen ,Mainzʼ, ,Wiesbadenʼ und ,Stuttgartʼ nicht verwandt wurden; es waren Landeshauptstädte.
- für Küstenminensuchboote: Namen von Mittelstädten. Ruge erläutert, daß diese Namensgebung bereits mit der Taufe von ,Lindauʼ, ,Wetzlarʼ und ,Tübingenʼ [34] begonnen habe.
- für das geplante Schulschiff: ,Berlinʼ [35]
Bezüglich der mittel- und ostdeutschen Städte nennt Ruge die Namen Breslau, Königsberg, Stettin, Danzig, Pillau, Elbing, Kolberg, Stralsund, Graudenz, Dresden, Leipzig und Magdeburg, bei denen es sich ausnahmslos um Namen von kleinen Kreuzern der Kaiserlichen Marine handelt, ohne deren zu dieser Zeit jeweilige staatliche Zugehörigkeit zur Deutschen Demokratischen Republik, zu Polen und zur Sowjetunion differenzierend zu erwähnen.

Im August 1957 wiederholt das Marinewaffenkommando seinen Vorschlag mit den Namen ,Dracheʼ und ,Delphinʼ [36]. Offensichtlich im Ministerium wurde auf dem Schreiben handschriftlich hinzugefügt: „voraussichtlich Namen wie Spee, Karpfanger – Bedenken“. Der Entwurf einer Ablehnung ist handschriftlich mit hinzugefügtem Kommentar „Entscheidung später“ durchgekreuzt und trägt den eingetippten Vermerk:

„...für die anzukaufenden Fregatten Namen wie ,Graf Speeʼ, ,Hipperʼ, ,Scheerʼ vorgemerkt. Auf Bedenken wird hingewiesen, da möglicherweise nationale Gefühle der Engländer durch diese Namen angestoßen werden könnten, wenn die von der Royal (handschriftlich eingefügt) Navy übernommenen Fahrzeuge im Zuge der Kadettenausbildung englische Häfen anlaufen werden. Es wäre daher zu erwägen, dem an sich guten Vorschlag des Marinewaffenkommandos näherzutreten“. [37]

Dies ist der einzige Beleg für eine Namensdiskussion innerhalb des Ministeriums. Der erhobene Einwand erscheint übertrieben, da gerade die drei genannten Admirale der kaiserlichen Marine in der britischen Marineliteratur sehr positiv dargestellt werden [38]. In einem Antwortschreiben wird auf eine spätere Entscheidung des Ministers verwiesen [39].

Am 5. 11. 1957 legt Ruge kurz und knapp mit Fernschreiben an den deutschen Marineattaché in Washington fest: „1. Leihzerstörer erhält Bezeichnung (sic!) ,Zerstörer 1 (Z 1)ʼ“, [40] wobei das Schreiben die handschriftliche Änderung von ,Z 1ʼ in ,Zerstörer 1 (Z 1)ʼ enthält. In dem nach der Indienststellung des Schiffs am 17. 1. 1958 geführten Schriftverkehr wird es allerdings weiter als ,Z 1ʼ bezeichnet.

Am 23. Dezember 1957 wird Ruge umfassend konkret. In einem Schreiben an die Marinedienststellen stellt er Grundsätze zur Namensgebung auf und teilt mit, dass diese vom Bundespräsidenten und dem Minister generell genehmigt seien. Seine Tabelle, zu der ein vorangegangener Schriftverkehr oder Entwürfe nicht vorliegen, mag Marineoffizieren schon recht vertraut vorkommen und sieht wie folgt aus:

Schiffstyp
Benennung nach
Beispiele
Minenschiffe Westdeutsche Großstädte Traditionsnamen
Zerstörerneubauten Landeshauptstädte Hamburg, Bremen, Kiel, Hannover
Leihzerstörer (DD) ,Zʼ und Zahl ,Z1'
Leihzerstörer (DE)[41] ,Gʼ und Zahl ,G1'
Schnellboote Seevögel,
Raubtiere
Raubvögel
Silbermöwe, Eismöwe
Jaguar, Iltis, Wolf, Luchs, Leopard
Geier, Bussard, Habicht, Falke
Unterseeboote Raubfische
Meerestier
Hai, Hecht, Makrele, Schwertfisch
Stör, Rochen, Delphin, Nautilus
Geleitboote Großstädte / Bekannte Schiffe der Kaiserlichen Marine Köln, Emden, Lübeck
Geleitboote Typ M 35 Insekten Brummer, Bremse, Biene, Wespe, Hummel (x)
Geleitboote (Fregatten) Admirale Spee, Scheer, Hipper, Brommy, Raule, Prinz Adalbert
Hafenschutzboote, neu Gestalten der Mythologie Freya, Vineta, Hertha, Nymphe, Nixe
Hafenschutzboote, alt ,Hʼ und Zahl H1–H20
MS-Boote, Hochsee Seetiere Seelöwe, Seestern, Seehund (x)
Küstenminensuchboote „mittlere“ Städte Lindau, Göttingen, Koblenz, Wetzlar, Tübingen, Schleswig, Paderborn (x)
Schnelle Minensuchboote Sterne und Sternbilder Schütze, Stier, Widder, Krebs, Jungfrau
Begleitschiffe Flüsse Rhein, Elbe, Weser, Ruhr, Mosel, Donau
Landungsboote Amphibien Otter, Natter, Eidechse, Molch
Ausbildungsschiffe Traditionsnamen [ohne Beispiel]
Ausbildungsboote (alt) UW, AT, OT, FM und Zahl
Versorgungs- und Spezialfahrzeuge Inseln [42] Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog
Torpedofangboote ,TFʼ und Zahl TF1

handschriftlich ist auf der Anlage in dieser Form hinzugefügt:
„Schiffe T (BWB)
- Namen von Forschern, Erfindern, Entdeckern und verdienten früheren Marinebauräten
- Alex. v. Humboldt, Rudolf Diesel

Schiffe Versorgungstross
- Landschaftsnamen
- Jeverland, Frankenland, Emsland“.
[43]

Zu diesem Zeitpunkt sind die mit ,(x)ʼ gekennzeichneten Namen bereits verwirklicht. Bis auf die Namen der Minenschiffe (später ,Bochumʼ und ,Bottropʼ) [44], der Zerstörer-Neubauten, der Unterseeboote und Einzelfälle werden alle Vorgaben in der Folgezeit umgesetzt, auch die neue Namenstradition von Flüssen für die Begleitschiffe, die später als Tender bezeichnet werden, und von Inseln für Spezialschiffe, in diesem Fall die Schlepper. Bei den neuen Zerstörern werden in der Folgezeit Namen der Bundesländer gewählt, ein dokumentierter Grund für die Änderung der Entscheidung war nicht zu ermitteln. Da eine Nachfrage bei den genannten Städten Kiel und Hannover damit beantwortet wurde, dass kein Schriftverkehr zum Thema vorliege, kann eine Ablehnung der Namenspatenschaft seitens der Städte ausgeschlossen werden.
Bei den Unterseebooten bricht die begonnene Serie nach der Vergabe der Namen ,Haiʼ und ,Hechtʼ [45] ab, es folgt die Bezeichnung nur noch mit ,Uʼ und Nummer; wie es zu dieser Entscheidung und Änderung der Vorgaben Ruges kam, konnte aus den Unterlagen nicht ermittelt werden. Es wäre eine Übernahme der Tradition der britischen, französischen und US-Marine und einen Bruch mit der Namenstradition der Kaiserlichen und der Kriegsmarine gewesen, die Unterseeboote nach Fischen und Meerestieren zu bennennen; ob dies wirklich das maßgebende Motiv war, bleibt unklar. Auf die Vergabe des Namens ,Jungfrauʼ an ein Schnelles Minensuchboot wird - wohl mit Blick auf möglichen Spott - später verzichtet. Deutlich ist das Vermeiden jeglicher Traditionsnamen, die eindeutig der Kriegsmarine zuzuordnen wären, dagegen ist ein Aufnehmen von Namen der Kaiserlichen Marine wie ,Prinz Adalbertʼ, der Raubtier- und Raubvogelnamen der Auslandskreuzer und Kanonenboote ,Bussardʼ, und ,Iltisʼ und von Mythologienamen wie ,Vinetaʼ [46] durch den ehemals kaiserlichen Offizier Ruge unverkennbar.

Ruge führt dazu in der bereits erwähnten Ansprache an Marineoffiziere in Mürwik aus [47]:

„Wir haben bewusst viele dieser Namen aus unserem Land gewählt, aus seinen Städten, Flüssen und Landschaften. Manche sind neu für die Marine, sie haben aber überall eine lebendige Verbindung zu vielen Menschen in der gesamten Bundesrepublik gebracht“.

Bedeutende Traditionsnamen der Marine erhalten, wie von Vizeadmiral Ruge vorgesehen, die von der britischen Marine aus Beständen des 2. Weltkriegs angekauften Geleitfahrzeuge, die, als Schulfregatten eingesetzt, auf die Namen ,Gneisenauʼ, ,Scharnhorstʼ, ,Graf Speeʼ, ,Scheerʼ, ,Hipperʼ, ,Brommyʼ und ,Rauleʼ getauft werden. Zu dieser Namensgebung äußert Ruge sich später noch ausführlich [48]:

„Mit Namen von Männern war naturgemäß eine besonders genaue Prüfung verbunden. Den Namen des uns als Vorbild hingestellten Grafen Spee [49] haben wir sehr gern verwendet und hatten damit auch die Begründung für die Namen Scheer und Hipper. Als die Zone [sic!] anfing, die preußischen Reformer für sich auszunutzen, konnten wir uns da mit Scharnhorst und Gneisenau querlegen. Raule und Brommy wurden bewußt im Sinne alter Marine-Tradition gewählt. Raule als Organisator der Kurbrandenburgischen Marine, Brommy als der Befehlshaber und Organisator der kurzlebigen Bundesmarine von 1848, die den Gedanken eines einigen Reiches und der Bestrebungen auf die Weltmeere verkörperte“ [50].

Die vorgesehenen Landschaftsnamen der Schiffe des Versorgungstrosses erhalten ab 1959 drei angekaufte Tanker, der Tanker ,Münsterlandʼ und die Materialtransporter ,Angelnʼ und ,Dithmarschenʼ erweitern noch diesen Namenskreis. Bei den Erprobungsschiffen des BWB wird ,Rudolf Dieselʼ vergeben, ,Hans Christian Oerstedʼ, ,Hermann von Helmholtzʼ und ,Adolf Bestelmeyerʼ kommen dazu, der Name ,Alexander von Humboldtʼ wird nicht vergeben. Die ,verdienten Marinebauräteʼ werden durch Vergabe von Namen wie ,Hans Bürkner*ʼ und ,Wilhelm Laudahn*ʼ an Erprobungsschiffe geehrt. Außerdem erhalten – dies bleibt ein Ausnahmefall - drei Erprobungs-Unterseeboote die Namen ,Wilhelm Bauer*ʼ, ,Hans Techel*ʼ und ,Friedrich Schürer*ʼ. Die Mythologienamen wie ,Vinetaʼ werden schließlich den Binnenminensuchbooten zugeteilt, es werden noch Traditionsnamen der preußischen Marine wie ,Amazoneʼ, ,Gazelleʼ, ,Gefionʼ und ,Frauenlobʼ [51] hinzukommen.

Sehr interessant ist die darauf folgende Ergänzung des Ruge-Schreibens [52] für die Namen der Ausbildungssegelboote. Die Namen der großen 12mR- und 10,5 mR-Boote ,Ostwindʼ, ,Westwindʼ, ,Taifunʼ und ,Monsunʼ werden über einen Zeitraum von 40 Jahren Generationen von Offizieren und Offizieranwärtern geläufig werden. Auch die Boote des 7-KR-Typs erhalten Namen von Winden, wobei, wie an handschriftlichen Korrekturen sichtbar wird, das Finden der richtigen Schreibweise für ,Schirocco ʼ bis zum Schluss nicht gelingt und der Name ,Borascoʼ den Weg von ,Boreasʼ über ,Boraskoʼ nimmt. Die 6,5-KR-Seekreuzer erhalten ,Seefahrer- bzw. Piratennamenʼ wie ,Störtebeckerʼ oder ,Maggelanʼ [beide so falsch im Original anstelle von ,Störtebekerʼ und ,Magellanʼ], das einzige ,Drachenʼ-Boot bekommt sinnigerweise den Namen ,Fafnirʼ, eines Drachen der nordischen Mythologie und der Wagneroper ,Siegfriedʼ, und die Starboote werden nach Edelsteinen benannt; diese Namenstradition werden später die ,Hanseat 70ʼ-Boote weitertragen. Die 12 ,Nordischen Volksbooteʼ erhalten Vogelnamen – dies setzt eine Namenstradition der Ausbildungssegelboote der Luftwaffe des Dritten Reiches fort - , wobei einige für weitere Boote gemachte Vorschläge, u.a. ,Gimpelʼ und ,Hänflingʼ, wohl glücklicherweise nicht zur Anwendung kommen. Die Namen ,Eisvogelʼ und ,Elsterʼ werden nach handschriftlichem Vermerk vom 7.3.1960 aus der Liste gestrichen. Der in den Unterlagen nicht genannte Grund ist die anderweitige Vergabe der Namen an einen Eisbrecher bzw. ein Schnellboot. Die Jollen der ,Piratenʼ-Klasse erhalten Namen aus den Germanischen [sic!] Heldensagen, wobei in einer Korrektur [53] unter anderem der so bezeichnete ,Sippenʼ[sic!]-Name ,Wälsungʼ, der vielleicht im Jahre 1958 als Symbol eines Ehebruchs Wotans und der inzestuösen Beziehung der daraus entsprungenen Kinder Siegmund und Sieglinde kritisch betrachtet wird, entfällt. Entweder aus historischen Unwissen oder mit Absicht werden mit ,Alarichʼ, ,Geiserichʼ, ,Totilaʼ und ,Tejaʼ im Gegensatz zur Vorgabe die Namen historischer Personen vergeben, die nicht ohne Beigeschmack sind: Alarich (370-410 n. Chr.), ein König der Goten, und Geiserich (389-477 n. Chr.), ein König der Wandalen und Gründer ihres Reiches in Nordafrika, wurden vor allem durch Plünderungen Roms in den Jahren 410 bzw. 455 n. Chr. bekannt, danach war der Begriff ,Vandalenʼ sprichwörtlich. Totila und Teja, Könige der Ostgoten in den Jahren 542-552 bzw. 552 n. Chr., gingen mit ihrem Volk in vergeblichem „Kampf um Rom“ gegen Ostrom unter. Eventuell fehlte neben dem allgemein-historischen Wissen aber auch das marine-historische: Die Transportschiffe ,Totilaʼ und ,Tejaʼ waren bei dem aus militärischer Sicht zu spät eingeleiteten Versuch, Soldaten der auf der Krim eingeschlossenen 17. Armee im Mai 1944 von dort zu evakuieren, von sowjetischen Bombern mit Tausenden von Soldaten an Bord versenkt worden [54]. Ein offensichtlicher Wagner-Fan schlägt als weitere Namen ,Amfortasʼ, ,Parsifalʼ, ,Klingsorʼ, ,Gurnemanzʼ, ,Telramundʼ, ,Tristanʼ und ,Markeʼ vor, ein anderer die Namen friesischer Häuptlinge wie ,Cirksenaʼ, aber diese kommen nicht zur Anwendung. Im Vergleich mit den Traditionsnamen der Panzerschiffe der ,Siegfriedʼ-Klasse[55] der Kaiserlichen Marine fällt auf, dass die dort vergebenen Namen ,Beowulfʼ aus der angelsächsischen und ,Frithjofʼ, ,Heimdallʼ und ,Aegirʼ aus der nordischen Mythologie nicht wiederverwendet werden; die Vorgabe ,Germanischʼ wurde also offenbar recht eng gesehen. Durchaus denkbare Frauennamen aus den Heldensagen wie ,Sieglindeʼ, ,Brunhildʼ oder ,Gudrunʼ werden, mehr als 15 Jahre, bevor weibliche Soldaten in die Bundeswehr eingestellt werden, an keiner Stelle auch nur erwähnt.


4. Anwendungsfälle

Die nächste Dokumentation betrifft ganz konkret das 8. Küstenminensuchboot. Auf Wunsch des damaligen Verteidigungsministers Strauß* bekommt es den Namen der bayrischen Stadt ,Weilheimʼ mit der Begründung, dies sei die Geburtsstadt des Admirals Ritter von Hipper [so im Original] [56].

Im Juli 1958 antwortet Ruge sehr diplomatisch und ohne über seine ,Grundsätzeʼ zu informieren auf den Vorschlag der Marinekameradschaft ,Günther Prienʼ, ein Unterseeboot nach diesem zu benennen [57]: „Ihren Wunsch verstehen wir hier sehr gut. Es wird nur eine ganze Weile dauern, bis wir soweit sind. Da müssen wir alle Geduld haben.“ [58]

Im Dezember 1958 gibt es eine neue ,Grundsatzliste“ [59] mit nur wenigen Änderungen. Bei den Schulfregatten steht nun der Name ,Gneisenauʼ [60] an der Stelle des politisch wohl schwerer vertretbaren ,Prinz Adalbertʼ. Erstmals tauchen – allerdings für die Begleitschiffe von Booten – die Ländernamen ,Schleswig-Holsteinʼ und ,Bayernʼ auf, die dann tatsächlich für zwei Zerstörerneubauten genutzt werden. Für das Segelschulschiff steht der schon bei der Taufe im August vergebene Name ,Gorch Fockʼ [61] in der Liste. Bei den Landungsbooten kommen ,Viperʼ und ,Salamanderʼ hinzu, bei den Spezialfahrzeugen die Namen der Sände ,Mellumʼ und ,Lütjehörnʼ und bei den Versorgungstankern die Namen von Seen und Gebirgen wie ,Bodenseeʼ, ,Wittenseeʼ, ,Eifelʼ und ,Hunsrückʼ, Namen, die bis auf den letzten (bei der Vergabe durch ,Harz“ ersetzt) alle Verwendung finden werden.

Ebenfalls im Dezember 1958 kommt das Thema einer Namensgebung für die US-Leihzerstörer des Typs ,Fletcherʼ auf den Tisch. Mit Blick auf eine später nicht umgesetzte Planung, die diese Schiffe als Schulschiffe vorsieht, werden im Ministerium nach Rücksprache mit dem Militärgeschichtlichen Forschungsamt für ,Z 1ʼ bis ,Z 6ʼ die Namen ,von Steuben*ʼ, ,Schurz*ʼ, ,List*ʼ, ,Arndt*ʼ, ,Becker*ʼ und, Dietrich*ʼ vorgeschlagen, aus denen eine Traditionslinie zur Revolution von 1848 und eine Verbindung mit den Vereinigten Staaten deutlich werden soll. Das Schreiben trägt den handschriftlichen Vermerk des Inspekteurs „Nicht beabsichtigt“ [62]. In einem weiteren Vermerk wird der Name ,von Steubenʼ für ,Z 1ʼ mit „als Geste gegenüber den USA ausreichend“ betrachtet. Ein auf dem Original eingeklebter Vorschlag für „Schurz, Steuben, List und 3 von den Soldaten" [63] findet offensichtlich keine Berücksichtigung; der Vorgang ist mit Ruges handschriftlichem Vermerk „Vor einiger Zeit mit Sts (= Staatssekretär im BMVg) besprochen, dass es bei Z 1 – Z 6 bleibt“ [64] beendet. Welche Präferenzen für oder Vorurteile gegen die Vereinigten Staaten hier eine Rolle gespielt haben, bleibt offen, möglicherweise waren auch die Namen der badischen Revolutionsführer im Ministerium nicht auf Zustimmung gestoßen. Später äußert sich Ruge in einem privaten Brief [65] dazu wie folgt:
„Fletcher-Klasse erhielt keine Namen, weil wir die Schiffe nur leihweise bekamen. Wir haben uns das damals sehr überlegt und auch an deutsch-amerikanische Namen gedacht, kamen aber über Karl [sic!] Schurz, Steuben und Graf Zeppelin nicht hinaus.“

Im Januar 1959 kommt es zu einem Vorgang, der ein leises Lächeln hervorrufen kann. Am 16.1.1959 schreibt Ruge dem Oberbürgermeister der Stadt Würzburg und bittet ihn um sein Einverständnis, das 14. Küstenminensuchboot nach dieser Stadt zu benennen. Dieser fragt nach, welche anderen mittelgroßen Städte bisher als Namensgeber berücksichtigt wurden. Ruge antwortet umgehend und nennt neben den bereits bekannten Namen die Städte Marburg, Konstanz und Wolfsburg. Der Oberbürgermeister antwortet, die genannten Städte hätten sämtlich unter 100.000 Einwohner. Da Würzburg zur Zeit 112.00 Einwohner habe und bald wohl 120.000 Einwohner haben werde, glaube er, „dass die Wahl der Stadt Würzburg als Name für das 14. Boot doch wohl nicht richtig wäre“ [66]. Die Antworten aller anderen Städte sind, soweit es sich feststellen ließ, ausgesprochen positiv und erfreut (s. Anlagen 1-5)

Außer diesem Schriftwechsel und der zuvor genannten Entscheidung für den Namen ,Weilheimʼ sind im Bundesarchiv/Militärarchiv keine weiteren Unterlagen oder Schriftwechsel darüber aufzufinden, wie es zur Auswahl der namensgebenden Städte für die Küstenminensuchboote kam. Mutmaßungen darüber müssen Spekulation bleiben, eine Bevorzugung bestimmter Bundesländern oder Landschaften ist nicht zu erkennen.

Dies gilt auch für die sechs in Frankreich für die Bundesmarine gebauten Minensuchboote der ,Vegesackʼ-Klasse [67], deren Namen in einem Schreiben an den deutschen Marineattaché in Frankreich [68] festgelegt werden. Rätselhaft ist hier ein nachträglich eingefügter handschriftlicher Vermerk, dass der Inspekteur am 19.12.1959, mehr als sechs Monate später, den vorgesehenen Namen ,Bingenʼ in ,Siegenʼ geändert habe. Eine Erklärung fehlt.

Nicht um Namen, sondern um Bezeichnungen geht es im Schriftverkehr zwischen der Flotte und dem Inspekteur in den Jahren 1958/59. Im Oktober 1958 beantragt der Flottenchef, Konteradmiral Johannesson*, eine „Namensänderungʼ von ,Geleitboot“ in ,Fregatteʼ und begründet dies mit dem über ein Geleit hinausgehenden Aufgabenbereich, der bezüglich der Schiffsgröße irreführenden Bezeichnung ,Geleitbootʼ [69] und der langen Tradition der Bezeichnung ,Fregatteʼ [70]. Am gleichen Tag beantragt das Marineabschnittskommando Nord die Änderung der Bezeichnung ,Hafenschutzbootʼ in ,Küstensicherungsbootʼ [71]. Auch hier wird mit dem tatsächlich größeren Aufgabenbereich, aber zusätzlich mit der Aufwertung durch die neue und einer negativen psychologischen Wirkung der bisherigen alten Bezeichnung argumentiert. Im April 1959 erfolgt eine unbedeutende Umbenennung mehrerer Schiffstypen, die beiden deutlichen Änderungen sind die von ,Begleitschiffʼ in ,Tenderʼ und die von ,Hafenschutzbootʼ in ,Küstenwachbootʼ [72] . Dem Antrag des Flottenchefs erteilt Ruge eine Absage [73]. Tatsächlich erfolgt die Umklassifizierung später doch.

An dieser Stelle endet die im Bundesarchiv/Militärarchiv einsehbare Marinedokumentation der Jahre 1956 bis 1959.


5. Namensvergabe ohne Dokumentation

Die Entscheidung, den Zerstörer-Neubauten der ,Hamburgʼ-Klasse anstatt Städte- nun Ländernamen zuzuteilen, ist aus den im BAMA vorhandenen Dokumenten nicht nachzuvollziehen. Von den vorgesehenen Namen wird nur ,Hamburgʼ (jetzt als Land) vergeben. Die Namen der Länder Schleswig- Holstein und Bayern waren zuvor als Namen von Tendern vorgesehen gewesen, für ,Schleswig-Holsteinʼ fällt ,Kielʼ weg. Den vorgesehenen Namen ,Bremenʼ wird erst im Jahre 1982 eine Fregatte der Klasse 122 erhalten [74] , der Name ,Hannoverʼ kommt danach, sozusagen indirekt wie beim Ersatz von ,Kielʼ durch ,Schleswig-Holsteinʼ, mit deren Schwesterschiff ,Niedersachenʼ zur Anwendung. Wie es zu der Auswahl des Namens ,Hessenʼ für den vierten Zerstörer dieser Klasse kam, ist an keiner Stelle der Unterlagen dokumentiert.

Ähnlich sieht es bei der Dokumentation bezüglich der Fregatten aus. Die Entscheidung für den Namen ,Karlsruheʼ neben den in der Ruge-Liste (s.d.) vorgesehenen Namen ,Kölnʼ, ,Emdenʼ und ,Lübeckʼ setzt eine Marinetradition fort, es gab schon zuvor drei Schiffe dieses Namens in deutschen Marinen. Für die weiter vergebenen Namen ,Augsburgʼ und ,Braunschweigʼ gab es zwar je einen Namensvorgänger in der Kaiserlichen Marine, aber dies trifft ebenso auf z.B. ,Frankfurtʼ als Sitz des ersten deutschen Parlaments zu. Auch die Entscheidung für diese beiden Namen ist nicht dokumentiert. Nur ein Hinweis findet sich in dem angesprochenen Vortrag Ruges [75]. An dieser Stelle wird das Ziel einer Werbung im Binnenland noch deutlicher:
„Die Namensgebung der Schiffe haben wir uns sehr genau überlegt. Allerdings musste neben dem Gesichtspunkt der Tradition auch derjenige berücksichtigt werden, daß diese Namen mit dazu dienen sollten, engere Beziehungen in die Bundesrepublik hinein zu schaffen. Deswegen wurden Namen von Bundesländern und Städten teils nach ihrer jetzigen und teils nach ihrer marinehistorischen Bedeutung gewählt“.
Interessant ist, dass Ruge bei der Namensvorgabe für die Geleitboote nicht um das Einverständnis der Oberbürgermeister der betroffenen Städte ersucht, sondern lediglich die Teilnahme an der Taufzeremonie erbittet (s. Anlage 5). Diese Namen stehen also schon von vornherein für ihn fest. Der Traditionsname ,Nürnbergʼ bleibt wohl wegen der Geschichte der Stadt während der Zeit des Nationalsozialismus (,Stadt der Reichsparteitageʼ) von vornherein von der Auswahl ausgeschlossen, ein Beleg für diese Vermutung fehlt.

Bei den Schnellbooten, deren Namenstradition mit den übersetzten englischen Namen begann, endet mit dem 20. Boot der Vorrat an Raubtier- und Raubvogelnamen. Die folgenden 20 Boote erhalten Namen von Seevögeln wie ,Alkʼ, ,Pelikanʼ und ,Pinguinʼ sowie Namen kleiner Pelztiere wie ,Zobelʼ, ,Hermelinʼ und ,Hyäneʼ, was dem 7. Schnellbootgeschwader, dem sie angehören, den Spitznamen ,Stinktiergeschwaderʼ einbringt [76]. Es ist dabei wohl eher Zufall und keine Tradition, daß ,Hyäneʼ und ,Pelikanʼ die Namen von Schiffen der Kaiserlichen Marine tragen und ,Pinguinʼ den Namen eines Hilfskreuzers der Kriegsmarine trägt. Die in der Kriegsmarine übliche Bezeichnung mit dem Großbuchstaben ,Sʼ und folgender Nummer wird nur marineintern für die Bauplanung der Boote verwandt. Ausnahmen bei den Schnellbooten bleiben die Namen der zu Erprobungszwecken angekauften und nur wenige Jahre in Dienst befindlichen norwegischen Boote ,Huginʼ und ,Muninʼ [77] sowie die aus Großbritannien stammenden Boote ,Pfeilʼ und ,Strahlʼ [78].

Die bereits angesprochene Klasse der Küstenminensuchboote mit Städtenamen umfaßt schließlich zwanzig, die der Schnellen Minensuchboote, die die mit den Räumbooten der ersten Jahre begonnene „eigene“ Tradition der Sternennamen weiterführen, dreißig, und die der Binnenminensuchboote (einschließlich zweier Erprobungsboote) mit Mythologienamen und Traditionsnamen der Kaiserlichen Marine ebenfalls zwanzig Einheiten.

Von 1961 bis 1967 werden dreizehn Tender verschiedener Klassen mit Flussnamen, darunter auch die schon erwähnten Traditionsnamen ,Donauʼ, ,Lechʼ und ,Isarʼ der Kriegsmarine, vier Tanker mit ,-seeʼ- Namen und zwölf Schlepper mit Inselnamen in Dienst gestellt. Hinzu kommen acht Versorgungsschiffe der ,Lüneburgʼ-Klasse, die alle nach Städten benannt werden, deren Name mit ,-burgʼ endet, und fünf Munitions-bzw. Minentransporter mit ,-waldʼ-Namen [79]. Eine Namensvorschlags- oder Auswahlliste ist für keine dieser Klassen archiviert; die Ruge'sche Tradition der Bitte um Erlaubnis der Namensverwendung an die Oberbürgermeister betroffener Städte geht im Fall der acht Versorgungsschiffe weiter, wenn auch in wesentlich unpersönlicherer und scheinbar weniger geplanter Form, wie die Anfrage bei der Stadt Lüneburg erkennen lässt (Anlage 4).

Als ein Missgriff erscheint die Vergabe der nordischen Götternamen ,Odinʼ und ,Wotanʼ an zwei schwerfällige und langsame Werkstattschiffe [80]. Die Namen ,Eutinʼ für ein Hafentankschiff, ,Passatʼ für einen Schlepper, ,Eisvogelʼ und ,Eisbärʼ für Eisbrecher und ,Holnisʼ für einen Minensuchboots- Versuchsbau sind offensichtlich Einzelfälle und keiner Vorgabe zuzuordnen.


6. Die Namensgebung der Lenkwaffenzerstörer [81]

Die folgende ausführlichere Darstellung basiert in Teilen auf einem Sprechzettel der Abteilung I im Führungsstab der Marine im Bundesministerium der Verteidigung (BMVg Fü M I) aus dem Jahr 1979 [82].

Am 11. Oktober 1966 bittet Fü M III 4 den Inspekteur, Vizeadmiral Zenker*, um Festlegung der Namen für die drei in deutschem Auftrag in den USA im Bau befindlichen Flugkörperzerstörer, deren erster im April 1967 vom Stapel laufen soll. Dabei werden als Namen mit geschichtlichem Hintergrund und Marinetradition vorgeschlagen: ,Steubenʼ, ,Yorck*ʼ, ,Blücher*ʼ, ,Speeʼ, ,Hipperʼ und aus dem 2. Weltkrieg ,Beyʼ und ,Bonteʼ.

Ein interner Aktenvermerk des Fü M I vom 9. Dezember 1966 übt daran scharfe Kritik: Der Name ,Steubenʼ könne als opportunistisch und tendenziös gewertet werden; eine Begründung dieser Bewertung liefert der Verfasser nicht. Weiter führt er aus, die letzten Träger der Namen ,Yorckʼ und ,Blücherʼ seien glücklos gewesen und aus diesem Grunde nicht geeignet. Hier denkt der Verfasser wohl vor allem an die Panzerkreuzer gleichen Namens der Kaiserlichen Marine, von denen die ,Yorckʼ am 4.11.1914 mit 336 Mann nach Minentreffer auf eigener Sperre in der Jade sank. Die ,Blücherʼ ging am 26.1.1915 mit 792 Mann im Gefecht an der Doggerbank unter, während die anderen am Gefecht beteiligten schnelleren deutschen Schiffe unter Admiral Hipper entkamen. Auch der schwere Kreuzer ,Blücherʼ der Kriegsmarine hatte kein Glück und ging kurz nach der Indienststellung mit noch nicht voll ausgebildeter Mannschaft bei der Besetzung Norwegens im April 1940 mit hohen Personalverlusten verloren. Der Kommentar ist also verständlich und aus marinehistorischer Sicht berechtigt. Darüber hinaus könnte man vermuten, dass der Name des Generals Yorck, der ohne Zustimmung des preußischen Königs im Dezember 1813 selbständig einen Waffenstillstand mit Russland schloss, die NATO-Verbündeten in der bestehenden politischen Situation irritiert haben könnte und der Name des Feldmarschalls Blücher, der entscheidend zur zweimaligen Niederlage des französischen Nationalhelden Napoleon beitrug, jenseits des Rheins nicht angenehm geklungen hätte. Der Vorschlag für die Namen ,Speeʼ und ,Hipperʼ wird als am plausibelsten bewertet und soll um ,Scheerʼ ergänzt werden, wenn die noch in Dienst befindliche Schulfregatte gleichen Namens umbenannt werden kann. An dieser Stelle ist handschriftlich am Rand erstmals „,Lütjensʼ!“ vermerkt. Zu ,Beyʼ und ,Bonteʼ wird angemerkt:

„Aus dem 2. Weltkriege kommen m.E. nur Namen besonders hervorragender, vor dem Feinde gefallener Kommandanten in Frage, z.B. 3 Kommandanten der an den Kämpfen um Narvik beteiligten Zerstörer. Ich hätte auch keine Bedenken gegen eine Fortführung von Namen der Zerstörer Typ 34 und 36.“ [83]

Hier irrt der Verfasser. Bei den Kämpfen um Narvik 1940 fiel kein Zerstörerkommandant, sondern nur der bereits genannte Kommodore Bonte. Die Zerstörer der Kriegsmarine der genannten Typen trugen bis auf Ausnahmen die Namen gefallener Torpedobootskommandanten des 1. Weltkriegs, die zu diesem Zeitpunkt wohl nur noch Marinehistorikern etwas sagten. Ein handschriftlicher Ergebnisvermerk auf dem Dokument besagt, dass in einer Besprechung am gleichen Tag die Namen ,Hipperʼ, ,Speeʼ und ,Lütjensʼ vorgeschlagen wurden. Auffällig an dem Vorschlag und der Stellungnahme ist, dass die Traditionsnamen ,Scharnhorstʼ und ,Gneisenauʼ offensichtlich von vornherein nicht in die engere Wahl genommen werden. Ebenso wenig scheint der Verfasser in Betracht zu ziehen, dass eine mit Traditionsnamen wachgehaltene Erinnerung an die erbitterten Gefechte um die norwegische Stadt Narvik im Jahre 1940, wo noch heute die Wracks der damals dort gesunkenen zehn Zerstörer auf dem Meeresgrund liegen, im Lande dieses Verbündeten auf wenig Verständnis stoßen könnte.

Am 2. Januar 1967 bittet Fü M III 4 den Inspekteur um konkrete Festlegung des Namens für den ersten Zerstörer. Am 15. Februar leitet der Inspekteur Verteidigungsminister Schröder* eine dem erwähnten Aktenvermerk folgende Vorlage zu, in der für die drei Schiffe die Namen ,Graf Speeʼ, ,Hipperʼ oder ,Scheerʼ, und ,Lütjensʼ vorgeschlagen werden. Der Generalinspekteur, General de Maizière, stimmt mit der Einschränkung zu, dass geprüft werden müsse, ob sich Admiral Lütjens in besonderer Weise öffentlich zustimmend zum NS-Regime geäußert habe. Eine bereits zuvor angeordnete Untersuchung des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes ergibt, daß Lütjens nur zweimal in dem Buch ,Mein Lebenʼ des ehemaligen Großadmirals Raeder erwähnt wird, einmal mit einem Protest gegen die Ausschreitungen der sogenannten ,Reichskristallnachtʼ, ein zweites Mal mit einem ,letzten Funkspruchʼ von Bord des Schlachtschiffs ,Bismarckʼ, der mit „Schiff manövrierunfähig. Wir kämpfen bis zur letzten Granate. Es lebe der Führer.“ zitiert wird. Ein danach abgesetzter 2. Funkspruch Lütjens` [84] (Anlage 5) wird hier nicht erwähnt.

Am 20.3.1967 findet eine Besprechung des Ministers mit dem Generalinspekteur und den Inspekteuren der Teilstreitkräfte zum Thema ,Namensgebung Lenkwaffenzerstörerʼ statt. Vorgaben sind u.A.:
- Tradition der neuen [unterstrichen] deutschen Geschichte [85]
- unbestrittene, unantastbare Vorbilder
- keine Namen, die zu kontroversen Diskussionen führen könnten
- Einbeziehung von Vorbildern aus Heer und Luftwaffe
- keine unbekannten Namen
Offensichtlich setzt der Minister bei dieser Sitzung mit diesen eigenen Vorgaben durch, die drei Schiffe ,Lütjensʼ, ,von Fritschʼ und ,Möldersʼ zu nennen. Alle Teilnehmer, also auch der Inspekteur der Marine, stimmen zu.
Schon bald beginnt die interne Kritik. Am 22.5. oder 2.6.1967 schreibt Vizeadmiral a.D. Ruge dem Minister, dass er den Namen ,von Fritschʼ nicht für geeignet halte, da dieser eine tragische Figur und außerhalb von Fachkreisen kaum bekannt sei, und schlägt seinerseits die Namen ,Rommelʼ, ,Adenauerʼ, ,Graf Zeppelinʼ oder ,Berlinʼ vor. Am 8.6.1967 [86] schlägt der Inspekteur der Marine mit Zustimmung der anderen Inspekteure dem Minister vor, den für den 2. Zerstörer vorgesehenen Namen ,von Fritschʼ durch ,Rommelʼ zu ersetzen. Dies lehnt der Minister am 4.7.1967 ab.

Am 11.8.1967 beginnt mit dem Stapellauf und der Taufe des Zerstörers ,Lütjensʼ die öffentliche Auseinandersetzung. Sowohl der Name ,Lütjensʼ als auch der vorgesehene Name ,von Fritschʼ werden heftig kritisiert. In einem Telefongespräch mit der Redaktion der Zeitschrift ,Spiegelʼ bestätigt der Minister seine eigene Entscheidung für den Namen ,Lütjensʼ und die Absicht, die folgenden Zerstörer ,von Fritschʼ und ,Möldersʼ zu nennen. Er stehe auf dem Standpunkt, daß sich die Bundeswehr an der Geschichte des 2. Weltkriegs nicht ,vorbeidrückenʼ dürfe. Er schließt mit dem Satz, „es habe in diesem Krieg viele tapfere, untadelige und pflichtbewußte Soldaten gegeben, die es wert seien, daß ihre Namen in der Bundeswehr fortleben.“ [87]

Vier Tage später erscheint im ,Spiegelʼ unter dem Titel „Mumm haben“ [88] ein Artikel, der zu dem als ,Durchhalte-Admiralʼ bezeichneten Lütjens dessen zweiter, sogenannter „Ergebenheitsfunkspruch“ zitiert und in dem behauptet wird, der Minister habe den Vorschlag Zenkers, den Name ,Lütjensʼ durch den des Unterseebootskommandanten Prien zu ersetzen, abgelehnt. Lütjens wird vorgeworfen, er habe dem „... überkommenen Ideal vom Kampf bis zum Untergang mit wehender Flagge“ angehangen und nachher (in Anspielung auf Generalfeldmarschall Paulus, der mit der 6. Armee bei Stalingrad kapitulierte) den Ruf eines „Paulus der Seefahrt“ gehabt. Hierzu ist anzumerken, dass ein ,Kampf bis zum Untergang“ zur Zeit des 2. Weltkriegs in wohl allen Marinen der Welt selbstverständlich war und die angebliche Verbindung mit Paulus an keiner anderen Stelle in der Literatur oder Presse erwähnt wird. Zum Namen ,von Fritschʼ wird, historisch korrekt, die Intrige mit dem Vorwurf der Homosexualität, die zu von Fritschs Ablösung als Oberbefehlshaber des Heeres führte, erwähnt und den Vertretern der Marine im Ministerium in dieser Beziehung eine ablehnende Haltung unterstellt, ohne es in irgendeiner Weise zu belegen. Schwerwiegender ist jedoch die Darstellung der antidemokratischen Haltung von Fritschs, die in Beschimpfungen der SPD-Reichspräsidenten Philipp Scheidemann als ,Bolschewistʼ und Friedrich Ebert als ,großer Schweinehundʼ gegipfelt haben soll. Es folgt das vom ,Spiegelʼ nicht belegte und auch nicht als private, briefliche Äußerung [89] gekennzeichnete, aber fast korrekt wiedergegebene Zitat „Denn letzten Endes sind Ebert, Pazifisten, Juden, Demokraten, Schwarzrotgold und Franzosen alle das Gleiche, nämlich die Leute, die die Vernichtung Deutschlands wollen“. Genüsslich bemerkt der „Spiegel“ hierzu: „Wie Schröder seinen roten Koalitionskollegen von der SPD [90] den Namen Fritsch schmackhaft machen will, ist freilich noch nicht zu erkennen.“

Am 22.8.1967 erklärt der Marinehistoriker Kapitän zur See Bidlingmaier* in einem Fernsehinterview, den Auftrag zur Untersuchung betreffs Lütjens bekommen zu haben. Nach seinen Ermittlungen habe sich Lütjens als ein sehr wortkarger Mensch von strenger Pflichtauffassung nicht mündlich oder schriftlich zum nationalsozialistischen Regime geäußert. Er nennt weiterhin die zuvor erwähnten Stellen in Raeders Buch. Den ersten Funkspruch bezeichnet er als „keinen Ausdruck der politischen Einstellung des Admirals, sondern die Absicht, der Seekriegsleitung den Ernst der Lage klar vor Augen zu führen“ [91] und schließt mit den Worten „Das war in solchen Lagen damals so üblich“. Mit diesen Worten untertreibt er eher noch, denn hierzu und zu dem zuvor erwähnten ,Spiegelʼ-Vorwurf des „... überkommenen Ideal[s] vom Kampf bis zum Untergang mit wehender Flagge“ ist festzustellen, daß es einen eindeutig formulierten Befehl des Oberbefehlshabers der Marine gab. [92] Zu dem vom ,Spiegelʼ bereits bekanntgemachten sogenannten „Ergebenheitsfunkspruch“ stellt er fest, dass er diesen in den Akten nicht gefunden habe. In einem zweiten Telefoninterview mit dem Saarländischen Rundfunk vom selben Tage wiederholt er diese Positionen. Auf die Frage „War Lütjens ein Nazi?“ antwortet er mit einem kurzen „Nein“, den ,Spiegelʼ-Vorwurf, Lütjens habe Hitler etwas beweisen wollen, widerlegt er mit historisch korrekten Argumenten, und die Frage, ob Lütjens ein Vorbild für junge Soldaten sein könne, bejaht er mit Nennung von Eigenschaften wie „seinen lauteren, aufrechten Charakter, seine vorbildliche Lebensführung, sein nüchternes Abwägen, sein kühnes Wagen und entschlossenes Handeln und seine Pflichttreue und Opferbereitschaft“. [93]

In der Fernsehsendung ,Panorama“ vom 28.8.1967 wird der Bundestagsabgeordnete Rembert van Delden*, Mitglied des Verteidigungsausschusses des Bundestags und daher Gast beim Stapellauf der ,Lütjensʼ, zum Thema befragt. Der Befrager, Herr Wolfgang Riehn, führt sich ein, indem er von Stauffenbergs* „Attentat vom 20. Juni“ [sic!] spricht und sagt unter anderem: „Verteidigungsminister Schröder und die alten Herren der Marine hatten es für gut befunden, das Schiff ,Lütjensʼ zu nennen“. [94] Danach wiederholt er die Worte der Taufrede von Staatssekretär Carstens*, der den Minister bei der Taufe vertrat, und in seiner Ansprache Lütjens` „aufrechten Charakter, unbeirrbares Verantwortungsbewußtsein und hingebungsvolle Pflichttreue“ hervorhob. Die Fahrt der ,Bismarckʼ wird so dargestellt, als habe Lütjens die Alternative gehabt, das Schiff selbst zu versenken und damit die Besatzung von 2.000 Mann zu retten, sich aber für ein ,Durchhaltenʼ entschieden. Van Delden wird nach vorangegangener Kritik befragt und sagt, er selbst hätte die Namen ,Bonteʼ oder ,Prienʼ vorgezogen.

Lütjens habe ein „sehr, sehr langes, zu langes Ergebenheitstelegramm an Hitler geschickt“, keine Ausstrahlungskraft besessen und eine wenig glückliche Hand bei seinen Operationen gehabt. Hierzu ist anzumerken, dass die erste Behauptung bei Betrachten des vom „Spiegel“ zitierten Originaltexts nicht nachvollziehbar erscheint und die letzte – bis auf Lütjens` letzte Unternehmung mit der ,Bismarckʼ - ebensowenig.

Ein ausführlicher, mehrfach korrigierter, aber undatierter Sprechzettel des Fü M I führt aus:
„Schon anläßlich des Stapellaufs Zerstörer ,Lütjensʼ entbrennt die Kontroverse über den Namen des 2. Zerstörers ,Von Fritschʼ [kommt] hauptsächlich mit zweierlei, aus verschiedenen Richtungen kommenden Argumentationen. Es wird dagegen [im Original unterstrichen] geltend gemacht:
1) der Name ,Von Fritschʼ symbolisiere, ungeachtet der unbestrittenen integren Persönlichkeit dieses hervorragenden Offiziers, ein geschichtliches Versagen der höchsten Wehrmachtsführung gegenüber dem Regime.
2) Generaloberst von Fritsch habe sich durch drastische Meinungsäußerungen über politische Gegner, besonders über die Sozialdemokratie, kompromittiert.
In letzter Zeit scheint sich diese ablehnende Argumentation in Presse und Öffentlichkeit in einem Maße zu verdichten, daß eine nochmalige Überprüfung über den Namen des zweiten Lenkwaffenzerstörers dringend notwendig erscheinen läßt. Es liegen Anhaltspunkte dafür vor, daß auch Fü H (siehe Zustimmung Insp H zum Vorschlag Insp M vom 8.6.67) nicht nur nicht auf dem Namen ,Von Fritschʼ besteht, sondern im Gegenteil eine Änderung unterstützt. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die Öffentlichkeit eine Vertretung des Zerstörernamens durch die Marine [im Original unterstrichen] erwartet, die Ansichten von Fü H und Fü L also nur konsultatives Gewicht haben können“. [95] Als Nachsatz ist angefügt: „Die Bundeswehr sollte nicht warten, bis ihr eine Änderung der beabsichtigten Namensgebung unter Zeitdruck von der Öffentlichkeit aufgezwungen wird, sondern die Initiative in dieser Sache selbst behalten“.

Am 28.11.1967 findet ein Abstimmungsgespräch zwischen Vertretern der Führungsstäbe von Heer und Marine zur Namensgebung des zweiten Zerstörers statt. Dabei werden als Alternativen die Namen ,Rommelʼ, ,Beck*ʼ, ,von Driesen*ʼ, ,Röttiger*ʼ und ,Boeselager*ʼ genannt. Am 30.11.1967 erbittet Fü M I in einer Vorlage an den Inspekteur die Entscheidung des Ministers für den 2. und 3. Zerstörer. Sie enthält folgenden Vorschlag: „Möglichst ,Rommelʼ und ,Graf Speeʼ, mindestens ,Rommelʼ und ,Möldersʼ “. [96]

In einem Schreiben vom 3. Dezember 1967, in dem er den erneut gemachten Vorschlag, Einheiten der Bundesmarine nach mittel- und ostdeutschen Städten zu benennen, als „mögliche Auslöser von Mißverständnissen über die Grundsätzen unserer Deutschlandpolitik“ [97] ablehnt, kommt der Minister auf das Thema der Namensgebung der ,Raketenzerstörerʼ (so im Original) noch einmal zu sprechen und führt aus „[damit] hat die bisher fehlende Anknüpfung an die Geschichte des Zweiten Weltkriegs ihren Ausdruck gefunden. Aus ihr sollen Namen von tapferen, untadeligen und vorbildlichen Soldaten ausgewählt werden, um in der Bundeswehr fortzuleben.“ [98]

In einer Vorlage an den Minister bittet der Inspekteur, Vizeadmiral Jeschonnek*, am 12.12.1967, den 2. ,DDGʼ (Lenkwaffenzerstörer) ,Möldersʼ zu nennen, wohl um die Entscheidung über den ,Heeresʼ-Namen hinauszuschieben. In einer marineinternen Vorlage vom 8.1.1968 bittet Fü M I den Inspekteur eindringlich, den Namen ,von Fritschʼ zu ändern. Wieder wird der Name ,Rommelʼ vorgeschlagen. Es wird festgestellt, der Inspekteur des Heeres halte noch am Namen ,Beckʼ fest, solle aber umgestimmt werden.

Hiermit endet die Dokumentation zum Thema der Namensgebung der Lenkwaffenzerstörer.

Offensichtlich findet der Inspekteur der Marine beim Minister Gehör: Am 13.4.1968 wird der zweite Zerstörer auf den Namen ,Möldersʼ getauft, am 27.11.1968 wird der Presse offiziell mitgeteilt, dass der dritte Zerstörer den Namen ,Rommelʼ erhalten solle, und am 1.2.1969 wird das Schiff im Beisein des Ministers auf diesen Namen getauft.


lll. Schluß


Bei den ersten Schiffen und Booten der Bundesmarine 1956 erscheint die Namensgebung ungeplant. Namen werden, gegebenenfalls eingedeutscht, übernommen oder geringfügig geändert. Admiral Ruge als Inspekteur macht dann klare Vorgaben, in denen er jeder Namenstradition, die ausschließlich an die Zeit des Nationalsozialismus erinnert, eine eindeutige Absage erteilt. Erstaunlich erscheint allerdings, dass diese Tradition bei einigen Dienststellenleitern, also höheren Offizieren, zu diesem Zeitpunkt noch sehr lebendig ist und offensichtlich unkritisch und ohne ein Gefühl für Empfindlichkeiten ehemals feindlicher und jetzt verbündeter Nationen betrachtet wird. Ruge setzt sein erklärtes Ziel einer Verbindung der Marine zum und Werbung im Binnenland mit der Vergabe von Stadt-, Fluss-, und Landschaftsnamen geschickt durch. Traditionen der Kaiserlichen Marine, in der er selbst seinen Dienst begonnen hat, sind klar zu erkennen, aufgrund der Auswahl aber auch im Ausland akzeptabel. Die Namensgebung der Schiffe der ersten Neubaugeneration muss als insgesamt klug gesteuert und gelungen betrachtet werden und findet in der weiteren Geschichte der Marine zu Recht eine Fortsetzung.

Die teilweise scharfe Kritik an der Namensgebung der Lenkwaffenzerstörer erscheint berechtigt, die Namenswahl fragwürdig. Die zehn Jahre zuvor klar formulierte Ruge-Vorgabe „Selbstverständlich ist darauf zu achten, daß keine Namen gewählt werden, die verletzen oder Anlaß zu Auseinandersetzungen geben könnten“ und die Vorgabe des Ministers zur entscheidenden Besprechung vom 20.3.1967 „unbestrittene, unantastbare Vorbilder und keine Namen, die zu kontroversen Diskussionen führen könnten“ wurden vollkommen, auch von ihm selbst, missachtet. Sein Bestehen auf Personen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, insbesondere sein Festhalten an dem Namen von Fritschs ist in Anbetracht dessen zitierter politischer, wiewohl privater Äußerungen schwer nachzuvollziehen, um so mehr, als auch die antisemitischen Formulierungen des 1980 im Wortlaut veröffentlichten ,Fritsch-Briefsʼ vom 11.12.1938 [99] aus den Protokollen des Nürnberger Prozesses bereits bekannt waren. Bei dem Namen ,Lütjensʼ lassen eine gewisse Unbekanntheit, die vielleicht einem schweigenden Gehorsam und fehlenden Widerspruch gegenüber seinem Vorgesetzten Raeder zuzuordnende Mitverantwortung für den eigenen Untergang und die Texte der erwähnten Funksprüche für ein großes Vorbild mehrere Ansatzpunkte zu Kritik offen. Die von Staatssekretär Carstens gelobten und von Kapitän zur See Bidlingmaier genannten Eigenschaften sind für ein Vorbild, an dem sich während der Lebenszeit des Schiffes von 30 Jahren Generationen junger Soldaten ausrichten sollen, unerlässlich, aber für einen ,mündigen Staatsbürger in Uniformʼ vielleicht doch zu wenig.

Wenn tatsächlich die Traditionen anderer Teilstreitkräfte bei der Namensgebung berücksichtigt werden sollte, standen solche Namen nach der Außerdienststellung der ersten Schulfregatten durchaus zur Verfügung. Die Namen ,Scharnhorstʼ und ,Gneisenauʼ waren in Deutschland und in der Bundeswehr als Ideengeber, Vorkämpfer und Träger einer Heeresreform mit heute ,humanistischʼ zu nennendem Gedankengut fast ideale Vorbilder. In der britischen Marine waren sie als Namen erfolgreicher und noch in der sicheren Niederlage tapfer kämpfender Schiffe aus beiden Weltkriegen in guter Erinnerung. Sie wären an dieser Stelle nahezu ideal gewesen. Die eigene Marinetradition hätte mit den im Ausland nun auch schon durch das Auftreten der Bundesmarine-Einheiten geschätzten Namen der Admirale ,Graf Speeʼ, ,Scheerʼ und ,Hipperʼ gut gewahrt werden können, und ein Zerstörer ,Steubenʼ wäre zur Freude seiner Besatzung sicher in jedem Jahr zur ,Steubenʼ-Parade nach New York eingeladen worden. Aber auch ein Trio ganz anderen Charakters mit den Namensgebern ,Konrad Adenauer*ʼ, ,Kurt Schumacher*ʼ und ,Theodor Heuss*ʼ wäre zur Zeit der Großen Koalition sicher vorstellbar gewesen und hätte in der deutschen Bevölkerung vielleicht mehr Anklang und Zustimmung gefunden als die Namen gefallener Soldaten.


lV. Namensregister


Adalbert, Prinz von Preußen (1811-73), Gründer der Preußischen Marine, in: Vierhaus, Rudolf, Deutsche Biographische Enzyklopädie (im weiteren: DBE), 2. Ausgabe, Verlag K.G.Saur, München, 2005-2008 , Bd. 1, S. 26.

Adenauer, Konrad (1876-1967), Politiker (Zentrum/CDU), Bundeskanzler 1949-1963, erreichte die Souveränität der Bundesrepublik und die Aussöhnung mit Frankreich, in: Brockhaus, 5. aktualisierte Auflage, Leipzig 1993 (im weiteren: Brockhaus)

Ahrens, Adolf (1879-1957), Kapitän des Schnelldampfers ,Bremenʼ, ihm gelang im Dezember 1939 der erfolgreiche Durchbruch durch britische Blockade

Arndt, Ernst Moritz (1769-1860), patriotischer Schriftsteller und Abgeordneter der Nationalversammlung 1848, DBE, Bd. 1, S 215.

Bauer, Wilhelm (1822-1875), war ein Pionier des Baus von Unterseebooten, in: DBE, Bd. 1, S. 413.

Beck, Ludwig (1880-1944), deutscher Generaloberst, 1935-1938 Generalstabschef des deutschen Heeres, Rücktritt wegen Ablehnung der Politik Hitlers, aktive Beteiligung am deutschen Widerstand und am Attentat des 20. Juli 1944, nach fehlgeschlagener Selbsttötungsversuch am 21.7.1944 erschossen, in: Zentner, Christian, und Bedürftig, Friedemann, Das große Lexikon des Zweiten Weltkriegs, S. 82.

Heinrich Becker (1812-71), Publizist und Teilnehmer der Revolution 1848, lebte ab 1853 in den USA.

Bey, Erich (1898-1943), Offizier in der Kaiserlichen Marine, der Reichsmarine und der Kriegsmarine, in der Kriegsmarine als Kommodore „Führer der Zerstörer“ 1940-43, gefallen am 26.12.1943 beim Untergang des Schlachtschiffs ,Scharnhorstʼ, in: Zentner, et al., S. 82.

Bidlingmaier, Gerhard (1907-19??), Marineoffizier, im 2. Weltkrieg u.a. Navigationsoffizier des Schlachtschiffs ,Tirpitzʼ, nach dem Krieg Marinehistoriker und Verfasser zahlreicher Veröffentlichungen zur Seekriegsgeschichte.

Blücher, Gebhard Leberecht von (1742-1819), preußischer Heeresoffizier und Generalfeldmarschall, in den Freiheitskriegen 1813/14 und im Feldzug von 1815 Oberbefehlshaber der preußischen Armee, hatte entscheidenden Anteil an den Siegen gegen Napoleon in der Völkerschlacht von Leipzig (16.-18.10.1813) und bei Waterloo (18.6.1815), Spitzname „Marschall Vorwärts“, in: DBE, Bd. 1, S 723; nach ihm benannt waren der Panzerkreuzer ,Blücherʼ (1909-1915) der Kaiserlichen Marine, gesunken am 26.1.1915 im Seegefecht an der Doggerbank mit 792 Mann der Besatzung, in: Gröner, Bd. 1, S. 80 und Rohwer, S. 355- 357, und der schwere Kreuzer ,Blücherʼ (1940) der Kriegsmarine, gesunken bei der Besetzung Norwegens am 9.4.1940 vor Oslo durch Torpedotreffer (vermutlich mehr als 800 Tote unter der Besatzung und den eingeschifften Soldaten), in: Gröner, Bd. 1, S. 93-96 und Rohwer, S. 494.

Bonte, Friedrich (1896-1940), Offizier der Kaiserlichen Marine, der Reichs- und Kriegsmarine, Kommodore und „Führer der Zerstörer“ 1938-40, gefallen am 10.4.1940 in Narvik, in: Zentner et al., S. 92.

Boeselager, Georg Freiherr von (1915-1944), einflussreicher Kavallerieoffizier der Wehrmacht, hohe Auszeichnungen (Ritterkreuz, Eichenlaub), aktive Beteiligung am deutschen Widerstand, Beteiligung am fehlgeschlag Stauffenbergs durch nach Berlin zu verlegende Kavallerietruppen vor, am 27.8.1944 an der Ostfront gefallen, in: John, Antonius, Philipp von Boeselager, Bouvier-Verlag, Bonn, 1994

Brommy, Rudolf (1804-1860), Marineoffizier, kämpfte als Seeoffizier auf griechischer Seite im Unabhängigkeitskrieg (1821-1829) gegen die Türken, war 1849-1853 Befehlshaber der (ersten) deutschen Reichsflotte, in: DBE, Bd. 2, S. 100.

Bürkner, Hans (1864-1943), 1905-19 Chefkonstrukteur der Schlachtschiffe der Kaiserlichen Marine, in: DBE, Bd. 2, S. 194.

Carstens, Karl (1914-1992), Politiker (CDU), 1966-1968 Staatssekretär im Bundesministerium für Verteidigung, 1976-1979 Präsident des Deutschen Bundestages, 1979-1984 Bundespräsident, in: DBE, Bd. 2, S. 297.

Delden, Rembert van (1917- 1999), Politiker (CDU), im 2. Weltkrieg Marineoffizier, zuerst Seeflieger, dann Einsatz als Wachoffizier auf U-Boot ,U 131ʼ, ab 17.12.1941 Kriegsgefangener.

Dietrich, Heinrich (1832- ?), Teilnehmer der Revolution 1848, ausgewandert in die USA, zeichnete sich im Bürgerkrieg (1861-65) als Hauptmann auf Seite der Nordstaaten in der Schlacht von Gettysburg (1863) aus.

Dönitz, Karl (1891-1980), Offizier der Kaiserlichen Marine, der Reichsmarine und der Kriegsmarine, Befehlshaber der Unterseeboote 1935-43, Großadmiral und Oberbefehlshaber der Kriegsmarine 1943- 45, im Nürnberger Prozess zu 10 Jahren Haft verurteilt, in: Zentner et al., S. 151

Driesen, Georg Wilhelm von (1700-1758), preußischer General, diente unter Friedrich II., DBE, Bd. 2, S. 733.

Friedeburg, Hans-Georg von (1895-1945), Offizier der Kaiserlichen Marine, der Reichsmarine und der Kriegsmarine, Befehlshaber der Unterseeboote 1943-45, letzter Oberbefehlshaber der Kriegsmarine im Mai 1945, Mitunterzeichner bei den Kapitulationen der Wehrmacht, nahm sich am 23.5.1945 in Flensburg das Leben, in: Zentner et al., S. 201.

Fritsch, Werner Freiherr von (1880-1939), Heeresoffizier, im 1. Weltkrieg Verwendung in Generalstäben, 1935-38 Oberbefehlshaber des Heeres, 1938-39 in einer Intrige der Homosexualität beschuldigt und aus dem Dienst entlassen, durch einen Prozess rehabilitiert und wieder eingestellt, am 22.9.1939 im Polenfeldzug gefallen, in: Zentner et al., S. 202.

Gneisenau, August Neidhart von (1760-1831), preußischer General, trat bei der preußischen Heeresreform ab 1807 für die allgemeine Wehrpflicht, die Abschaffung der Ständevorteile und die Humanisierung des Strafvollzugs ein, hatte als Stabschef des Feldmarschalls Blücher entscheidenden Anteil an dessen Siegen gegen Napoleon in den Jahren 1813 und bei Waterloo 1815, in: DBE, Bd. 3, S. 872 ; nach ihm benannt waren der Panzerkreuzer ,Gneisenauʼ (1909-1914) der Kaiserlichen Marine, der dem Kreuzergeschwader des Grafen Spee angehörte und in der Seeschlacht bei den Falklandinseln am 8.12.1914 mit 592 Mann sank, in: Gröner, Bd. 1, S. 78-80 und Rohwer, S. 353, und das Schlachtschiff ,Gneisenauʼ (1938-1943) der Kriegsmarine, an zahlreichen Seekriegsunternehmen beteiligt; 1943 nach Bombentreffern a. D. gestellt, in: Gröner, Bd. 1, S. 55-58 und Rohwer, S. 490, 494, 497, 506 u. 562.

Heuss, Theodor (1884-1963), Politiker (FDP), 1930-33 Reichstagsabgeordneter der Deutschen Demokratischen Partei (DDP)), 1948/49 Mitglied des Parlamentarischen Rates, 1949-1959 Bundespräsident, in: Brockhaus, S. 362

Hipper, Franz Ritter von (1863-1932), Offizier (Admiral) der Kaiserlichen Marine, führte die Vorhut der deutschen Hochseeflotte bei zahlreichen Seekriegsunternehmen, u.a. im Seegefecht bei der Doggerbank am 26.1.1915 (siehe Anm. 69) und in der Seeschlacht am Skagerrak, in: DBE, Bd. 4, S. 872; nach ihm benannt war der Schwere Kreuzer ,Admiral Hipperʼ (1939-1945) der Kriegsmarine, der nach mehreren erfolgreichen Seekriegsunternehmen 1940-41 am 3.5.1945 in Kiel durch Bomben versenkt wurde, in: Gröner, Bd. 1, S. 93-96 und Rohwer, S. 497 u. 506-508.

Jeschonnek, Gert (1912-1999), Offizier der Kriegsmarine und in der Bundesmarine, 1967-1973 Inspekteur der Marine.

Johannesson, Rolf (1900-1989), Offizier der Kaiserlichen, Reichs-, Kriegs- und Bundesmarine, im 2. Weltkrieg Zerstörerkommandant und Flottillenchef, 1957-1961 Kommandeur der Seestreitkräfte bzw. Befehlshaber der Flotte , in: DBE Bd. 5, S. 380.

Karpfanger, Berend (1622-1683), Seemann und Kapitän, Hamburger „Convoy-Kapitän“ (Geleitschutz- Kommandant).

Knorr, Eduard von (1840-1920), Offizier in der Preußischen und Kaiserlichen Marine, Admiral 1883-1899.

Koester, Hans von (1844-1928), Offizier in der Preußischen und Kaiserlichen Marine, 1899-1905 Generalinspekteur der Marine und sogenannter „Exerziermeister der Flotte“, in: DBE, Bd. 5, S. 813.

Laudahn, Wilhelm (1875-1932), Marineingenieur, hatte entscheidenden Anteil an der Einführung des Dieselmotorenantriebs für große Schiffe, in: DBE, Bd. 6, S. 278.

List, Friedrich (1789-1846), Publizist und Nationalökonom, Vorkämpfer des Zollvereins und des Eisenbahnwesens in Deutschland, lebte zeitweise in den Vereinigten Staaten, DBE, Bd. 6, S 487.

Lüderitz, Adolf (1834-1886), deutscher Kolonialpionier im späteren Deutsch-Südwestafrika, in DBE, Bd. 6, S. 606.

Lütjens, Günther (1889-1941) Offizier der Kaiserlichen Marine, der Reichsmarine und der Kriegsmarine, im 1. Weltkrieg Torpedobootskommandant, in der Kriegsmarine Leiter der Personalabteilung, ab 1940 Flottenchef, führte mehrere erfolgreiche Unternehmen mit Schlachtschiffen, am 27.5.1941 beim Untergang des Schlachtschiffs ,Bismarckʼ gefallen, in: Zentner et al., S. 353.

Maass, Leberecht (1863-1914), Offizier der Kaiserlichen Marine, 1914 2. Admiral der Aufklärungsschiffe, gefallen im Seegefecht bei Helgoland beim Untergang des Kreuzers ,Cölnʼ am 28.8.1914; benannt nach ihm war der Zerstörer Z 1 ,Leberecht Maassʼ der Kriegsmarine (1935-1940), gesunken im 2. Weltkrieg am 22.2.1940 in der Nordsee durch Minentreffer, in: Gröner, Bd. 2, S. 72-74.

Mölders, Werner (1913-1941), Offizier der Luftwaffe, erfolgreicher Jagdflieger bei im Spanischen Bürgerkrieg eingesetzten deutschen Truppen („Legion Condor“) und im 2. Weltkrieg, gestorben am 22.11.1941 durch Flugunfall, ihm wurde fälschlicherweise eine auf christlichen Grundsätzen basierende ablehnende Haltung gegenüber dem nationalsozialistischen System nachgesagt, in: Zentner et al., S 391.

Mützelburg, Rolf (1913-1942), Offizier der Kriegsmarine und erfolgreicher Kommandant U-Boot ,U 203ʼ, gestorben am 23.9.1942 auf See durch Unfall.

Peters, Carl (1856-1918), deutscher Kolonialpionier im späteren Deutsch-Ostafrika, siehe Text und DBE, Bd. 7, S. 753.

Prien, Günter (1908-1941), Offizier der Kriegsmarine, Kommandant des Unterseeboots ,U 47ʼ, nach Versenkung des britischen Schlachtschiffs ,Royal Oakʼ am 14.10.1939 gefeierter Protagonist der deutschen U-Boot Waffe im 2. Weltkrieg, gefallen am 8.3.1941, in: Zentner et al., S. 452.

Raule, Benjamin (1634-1707), ab 1676 Organisator des Aufbaus der kurbrandenburgischen Marine, DBE, Bd. 8, S 268.

Röttiger, Hans (1896-1960), Heeresoffizier, hatte maßgeblichen Anteil an Aufbau und Gestaltung der Bundeswehr, erster Inspekteur des deutschen Heeres 1956-1959, in: DBE, Bd. 8, S. 497.

Rommel, Erwin (1891-1944), Offizier der Kaiserlichen Armee, der Reichswehr und der Wehrmacht, bekanntester deutscher Truppenführer des 2. Weltkriegs, 1941-43 Kommandeur des Afrikakorps (Spitzname „Wüstenfuchs“), 1944 wegen Mitwissens an den Plänen des Widerstands zur Selbsttötung genötigt, in: BDE, Bd. 8, S. 517 ff..

Ruge, Friedrich (1894-1985), Offizier in der Kaiserlichen Marine, der Reichsmarine, der Kriegsmarine und der Bundesmarine, seit 1956 Abteilungsleiter VII (Marine) im BMVg, Inspekteur der Marine 1957-61, in: Deutsche Biographische Enzyklopädie (DBE), Bd. 8, S 621 und Zentner et al., S 483

Seeckt, Hans von (1866-1936), General, 1920-1926 Chef der Heeresleitung mit entscheidendem Einfluss auf Aufbau und Gestaltung der Reichswehr, in: Brockhaus, S. 799

Scharnhorst, Gerhard Johann David von (1755-1813), preußischer General, Lenker der preußischen Heeresreform nach den Niederlagen gegen Napoleon 1806, gestorben an Folgen einer Verletzung in der Schlacht bei Großgörschen, in: DBE, Bd. 8, S. 768; nach ihm benannt: Panzerkreuzer ,Scharnhorstʼ (1909- 1914), Flaggschiff des Grafen Spee, in der Seeschlacht bei den Falklandinseln am 8.12.1914 mit 860 Mann gesunken, in: Gröner, Bd. 1, S. 78-80 und Rohwer, S. 353; und das Schlachtschiff ,Scharnhorstʼ der Kriegsmarine, an zahlreichen Seekriegsunternehmen beteiligt und am 26.12.1943 vor dem Nordkap versenkt (1932 Tote), in: Rohwer, S. S. 490, 494, 497, 506, 562, und 675-688.

Scheer, Reinhard (1863-1928), Admiral der Kaiserlichen Marine, führte die deutsche Hochseeflotte (Schlachtflotte) in der Seeschlacht am Skagerrak am 31.5./1.6.1916, ließ 1917 gegen juristischen Rat das Todesurteil gegen die angeblichen Meuterer Max Reichpietsch und Albin Köbis vollstrecken, in: BDE, Bd. 8, S. 786; nach ihm benannt war das Panzerschiff ,Admiral Scheerʼ (1934-1945) der Kriegsmarine, das im Spanischen Bürgerkrieg eine völkerrechtswidrige Beschießung der Stadt Almeria und im 2. Weltkrieg mehrere erfolgreiche Seekriegsunternehmen durchführte und am 9.4.1945 in Kiel durch Bomben versenkt wurde, in: Gröner, Bd. 1, S. 87-91 und Rohwer, S. 466, 507-509, u. 656-658.

Schmid, Carlo (1896-1979), Völkerrechtslehrer und Politiker (SPD), 1948/49 Mitglied des Parl. Rates, 1949-1972 MdB, 1949-1966 und 1969-1972 Vizepräsident des Bundestags, in: Brockhaus, S. 780

Schröder, Gerhard (1910-1989), Politiker (CDU), 1949-1980 Mitglied des Bundestags, Bundesminister des Inneren 1953-1961, Bundesaußenminister 1961-1966, Bundesminister für Verteidigung 1966-1969, in DBE, Bd. 9, S. 219.

Schürer, Friedrich (1881-1948) war oberster Konstrukteur des deutschen U-Boot-Baus im 2. Weltkrieg.

Schumacher, Kurt (1895-1952), Politiker (SPD), 1930-1933 Reichstagsabgeordneter, 1933-1945 in KZ- Haft, seit 1946 Parteivorsitzender, 1949-52 MdB, in: Brockhaus, S. 788

Schurz, Carl (1829-1906), Teilnehmer der Revolutionsbewegung 1849, in den USA ein Unterstützer der Wahl Lincolns, Zeitungsverleger, Politiker, 1877-81 US-Innenminister und der erste gebürtige Deutsche im Senat, DBE, Bd. 9, S 306.

Spee, Johannes Maximilian Reichsgraf von (1861-1914), Admiral der Kaiserlichen Marine, war Chef des Ostasiatischen Kreuzergeschwaders, am 1.11.1914 errang dies unter seiner Führung einen Seesieg bei Coronel (Chile), am 8.12.1914 bei der Vernichtung des Geschwaders bei den Falklandinseln gefallen, in: DBE, Bd. 9, S. 532; nach ihm benannt war das Panzerschiff ,Admiral Graf Speeʼ (1936-1939) der Kriegsmarine, das im 2. Weltkrieg nach Gefechtsschäden am 17.12.1939 vor dem neutralen Montevideo selbst versenkt wurde, in: Gröner, Bd. 1, S. 87-91 und Rohwer, Seemacht, S. 488-490.

Stauffenberg, Claus Schenk Graf von (1907-1944), Offizier der Wehrmacht (Heer) und zentrales Mitglied der Widerstandsbewegung im Nationalsozialismus, plante einen Militärputsch zur Beendigung des NS- Regimes und das Attentat auf Adolf Hitler und führte es am 20.7.1944 ohne Erfolg durch, wurde von einem Standgericht zum Tode verurteilt und sofort hingerichtet, in: Brockhaus, S. 772

Steuben, Friedrich Wilhelm von (1730-94), preußischer Offizier, hatte als Berater George Washingtons und Ausbilder der amerikanischen Truppen im Unabhängigkeitskrieg (1776-83) entscheidenden Anteil am Sieg der Vereinigten Staaten gegen Großbritannien, in: DBE, Bd. 9, S 693.

Strauß, Franz Josef (1915-1988), Politiker (CSU), u.A. Bundesminister der Verteidigung 1956-1963, in: Brockhaus, S. 859

Techel, Hans (1870-1944), Ingenieur, war Konstrukteur von U-Booten im 1. Weltkrieg und des Handels- Unterseebootes ,U-Deutschlandʼ (1915).

Tirpitz, Alfred von (1849-1930), Offizier der Kaiserlichen Marine, Initiator und seit 1897 Organisator des gegen das britische Reich gerichteten Schlachtflottenbaus der Kaiserlichen Marine, 1911-16 Großadmiral, in: BDE, Bd. 10, S. 49.

Trampedach, Claus, Offizier der Kriegsmarine und Kommandant des Zerstörers Z 3 ,Max Schultzʼ, gefallen am 22.2.1940 beim Untergang des Schiffs.

Weddigen, Otto (1882-1915), Offizier der Kaiserlichen Marine und Kommandant der U-Boote ,U 9ʼ und ,U 29ʼ, nach Versenkung von 3 britischen Panzerkreuzern am 22.9.1914 gefeierter Protagonist der deutschen U-Boot Waffe im 1. Weltkrieg, gefallen am 18.3.1915, in: DBE, Bd. 10, S. 454.

Yorck von Wartenburg, Johann David Ludwig (1759-1830), Preußischer General, Teilnahme am Russlandfeldzug Napoleons als Kommandeur preußischer Truppen, schloß am 30.12.1812 eigenmächtig einen Waffenstillstand mit dem russischen General Diebitsch (Konvention von Tauroggen), der wesentlich zum Ausbruch der Freiheitskriege 1813 beitrug, zahlreiche Siege gegen Truppen Napoleons 1813/1814, in: DBE, Bd. 10, S. 781; nach ihm benannt war der Panzerkreuzer ,Yorckʼ (1905-1914) der Kaiserlichen Marine, gesunken am 4.11.1914 in der Jade auf eigener Minensperre, in: Gröner, Bd. 1, S 78.

Zenker, Karl-Adolf (1907-1998), seit 1928 Marineoffizier, im 2. Weltkrieg Kommandant von Zerstörern, nach Kriegsende Mitarbeiter im „Naval Historical Team“ der US-Marine, seit 1951 Gruppenleiter Marine im „Amt Blank“, kommissarische Leitung der Abteilung VII (Marine) im BMVg bis zum Dienstantritt Ruges. Er wurde bekannt durch die sogenannte „Zenker-Rede“ am 16.1. 1956, in der er vor den ersten Rekruten der Marine die in den Nürnberger Prozessen verurteilten Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, Raeder und Dönitz, verteidigte. Diese Rede wurde auch im Bundestag diskutiert und trug zur Ablösung des damaligen Verteidigungsministers Theodor Blank durch F. J. Strauß bei. Von 1961 bis 1967 war Zenker als Nachfolger Ruges Inspekteur der Marine. In: DBE, Bd. 10, S. 826.

Zeppelin, Ferdinand Graf von (1838-1917), Offizier der Württembergischen Armee und Initiator der Konstruktion von Luftschiffen, eine besondere Verbindung mit den USA ergab sich aus dessen zeitweiliger Beteiligung im Bürgerkrieg 1861-65 auf Seite der Nordstaaten, in: DBE, Bd. 10, S. 868.


V. Bibliographie


Breyer, Siegfried und Koop, Gerhard, Die Schiffe und Fahrzeuge der deutschen Bundesmarine 1956-1976, Verlag Bernard und Graefe, München, 1978

Brockhaus, 5. aktualisierte Auflage, Verlag F.A.Brockhaus GmbH, Leipzig, 1993

Bundesarchiv/Militärarchiv, Freiburg, Wiesentalstraße 10, mit folgenden Archivbeständen
- BM (Bundesmarine) 1 673/22
- BM 1 4645
- BM 1 4680
- BM 1 8199
- BM N 379/123b

Carsten, Francis L., Reichswehr und Politik, Verlag Kiepenheuer und Wisch, 1964

Gröner, Erich, Die deutschen Kriegsschiffe 1815-1945, hrsg. Von Jung, Dieter und Maass, Martin, Verlag Bernard und Graefe, Koblenz, 1983 , Bände 1, 2 und 5

Internet, verschiedene Quellen

John, Antonius, Philipp von Boeselager, Bouvier Verlag, Bonn, 1994

Kemp, Peter (Hrsg.), The Oxford Companion to Ships and the Sea, Oxford University Press, London, 1976

Rohwer, Jürgen (Hrsg.), für: Potter, Elmar B., und Nimitz, Chester W., Seemacht, deutsche Fassung hrsg. im Auftrag des Arbeitskreises für Wehrforschung, Verlag Bernard und Graefe, , München, 1974

Ueberschär, Gerd R. (Hrsg.), Hitlers Militärische Elite, Primus-Verlag, Darmstadt, 2011

Vierhaus, Rudolf, Deutsche Biographische Enzyklopädie (DBE), 2. Ausgabe, Verlag K.G.Saur, München, 2005-2008 (Bd. 1-2 2005, Bd. 3-6 2006, Bd. 7-8 2007, Bd. 9-10 2008)

Weiß, Hermann (Hrsg.), Biographisches Lexikon zum Dritten Reich, S. Fischer, Frankfurt, 1998

Zentner, Christian und Bedürftig, Friedemann, Das große Lexikon des Zweiten Weltkriegs, Motorbuch- Verlag, München, 1993


Vl. Anlagen: Orginaldokumente (in Kopie)






„Ruge Lindau“: Schriftwechsel zur Namensgebung des Minensuchboots „Lindau“ mit Anschreiben Ruge (2 Blatt), und zwei Antworten (insgesamt 4 Blatt)





„Ruge Wetzlar“: Schriftwechsel zur Namensgebung des Minensuchboots „Wetzlar“ mit Anschreiben Ruge (1 Blatt), Antwort und weiterem Schriftverkehr (insgesamt 4 Blatt)





„Ruge Tübingen 1“ bis „Ruge Tübingen 3“: Schriftwechsel zur Namensgebung des Minensuchboots „Tübingen“ mit Anschreiben Ruge (2 Blatt), 1. und 2. Antwort; insgesamt 4 Blatt)



„Ruge Weilheim 1“ und „Ruge Weilheim 2 Stadtrat“ (Schreiben Ruge, Protokollauszug einer Stadtratssitzung; insgesamt 2 Blatt)



„Ruge Lübeck“: Schriftwechsel zur Namensgebung des Geleitboots „Lübeck“ mit Anschreiben Ruge und Antwort (insgesamt 2 Blatt)


„Patenschaft Lüneburg“ (Internes Schreiben Stadt Lüneburg; 1 Blatt)


Bild-Datei (JPEG) „Lütjens Telegramm 2“ (1 Blatt)



[1] Im Auftrag des BMI als ,Schnelle Sicherungsbooteʼ für den BGS (See) bei der Lürssen-Werft ab Februar 1952 gebaut, Bau wegen Verbots des Schnellbootbaus im Potsdamer Abkommen von der britischen Militärregierung angehalten, ab Februar 1953 für die Royal Navy weitergebaut, in Dienst gestellt ab Februar 1955, Einsatz im Rahmen des „British Baltic Fishery Protection Service“ (Verband Klose), in: Breyer/Koop 1978, S. 138-140
[2] Einheitstyp Minenräumboot der Kriegsmarine, in Dienst gestellt 1942-44, insgesamt mehr als 200 Einheiten gebaut; nach Kriegsende Einsatz in Minenräumverbänden, in: Gröner 1983, S. 190 ff. und Breyer/Koop S. 195 ff.
[3] Einheitstyp Minensuchboot 1940 der Kriegsmarine, weitere Angaben wie bei Minenräumboot, ebda., S. 173 ff."
[4] Einheitstyp Kriegsfischkutter (KFK) der Kriegsmarine, in großen Stückzahlen gebaut als einfach konstruiertes Hilfskriegsschiff für den Wach- und Vorpostendienst auf See, in: Breyer/Koop, S. 171-172"
[5] ,Emsʼ, ehemals ,Harleʼ, erbaut als Wassertanker der Kriegsmarine (1942) , ,Osteʼ, ehemals ,Puddefjordʼ, erbaut als Bergungsschlepper der Kriegsmarine
[6] Zu mit „*“ versehenen Personennamen siehe IV. Namensregister am Schluss der Arbeit
[7] Ehemalige Minensuchboote der Kriegsmarine (siehe Fußnote 3), nach Zugang moderner Einheiten 1963 außer Dienst gestellt, in: Breyer/Koop, S. 269-271
[8] Wessen „Idee“ hier gemeint ist, ist aus den beim BAMA vorhandenen Unterlagen ist nicht zu ermitteln
[9] Kommando der Seestreitkräfte an BMVg Abt VII vom 5.2.1957, in: BAMA BM 1, 673/22
[10] Ehemalige Räumboote R 266 und R 407 der Kriegsmarine, siehe Anm. 2, in: Breyer/Koop, S. 201
[11] ,Hayʼ (1907-32) und ,Fuchsʼ (1906-1928) waren Artillerieschulboote der Kaiserlichen Marine und Reichsmarine , in: Gröner, DDK, Bd. 5, Seite 110-111
[12] ,Hunt IIʼ und ,Black Swanʼ waren Kriegsschiffklassen der brit. Marine aus der Zeit des 2. Weltkriegs, dies sind die späteren Schulfregatten ,Gneisenauʼ (1958-66) und ,Scharnhorstʼ(1959-68), in: Breyer/Koop S. 282-287
[13] Vgl. Marinewaffenkommando TgbNr. 536/57 an BMVg Abt. VII vom 19.2.1957, in: BAMA BM 1, 673/22.
[14] Im weiteren Text werden Namen von Personen, Schiffen oder Orten nur mit Fußnoten erläutert, wenn ihre Bekanntheit nicht ohne Weiteres angenommen werden kann. Mit * gekennzeichnete Namen sind im Namensregister aufgeführt.
[15] BMVg VII A 3 TgbNr 15564/57 an Verteiler vom 27.2.1957, in: in: BAMA BM 1, 673/22.
[16] Vgl. Marineabschnittskommando Nordsee BNr. 3630/57 an Kommando der Flottenbasis vom 18.4.1957, in: BAMA BM 1/4645.
[17] Vgl. Marinestützpunktkommando Wilhelmshaven Nr. 1574/57 an Kommando der Flottenbasis vom 12.4.1957, ebda.
[18] Marinestützpunktkommando Cuxhaven TgbNr 1004/57 an Marineabschnittskommando Nordsee vom 15.4.1957, in: BAMA BM 1/4645.
[19] Benannt nach den Schiffen der Kaiserlichen Marine „Blücher“ (1878-1908) und „Württemberg“ (1881-1919), in: Gröner, Bd. 1, zu „Blücher“ siehe S. 70-71, zu „Württemberg“ S. 32-34; es handelt sich dabei um Schwimmbrücken, an denen Schiffe anlegen können.
[20] Vgl. Marineabschnittskommando Ostsee TgbNr. 3935/57 an Kommando der Flottenbasis vom 29.4.1957, in: BAMA BM 1/4645
[21] Vgl. Marinestützpunktkommando Kiel TgbNr. 1720/57 an Kommando der Flottenbasis vom 23.4.1957, ebda.
[22] Vgl. Marinearsenal Kiel TgbNr. 3222/57 an Kommando der Flottenbasis vom 18.4.1957, ebda.
[23] Torpedokanonenboot ,Jägerʼ (1883) bzw. Torpedodampfer Nr. IV ,Ulanʼ (1876) der Kaiserlichen Marine, in: Gröner, 1983, S. 24-27
[24] ,UW 10ʼ (ehem. ,S 130ʼ) und ,UW 11ʼ (ehem. ,S 208ʼ), Schnellboote Typ S 100 der Kriegsmarine, in Dienst gestellt 1943/44, ab 1948 bzw, 1951 Einsatz im Rahmen des ,British Baltic Fishery Protection Serviceʼ (BBFPS oder Verband Klose), in: Breyer/Koop, 1978, S. 272-273
[25] Vgl. Marinewaffenkommando TgbNr. 1961/57 an das Kommando der Marineausbildung vom 8.5.1957, in: BAMA BM 1/4645
[26] Vgl. Marine-Artillerieversuchsstelle BNr. 318/57 an Marinewaffenkommando vom 17.4.1957, in: BAMA BM 1/4645
[27] Kapitän Grams führte den Dampfer ,Erlangenʼ nach Kriegsausbruch 1939 ohne Kohlen unter Betrieb der Dampfmaschine mit auf einer Pazifikinsel geschlagenem Holz und mit behelfsmäßig hergestellten Segeln vom feindlichen Neuseeland über den gesamten Pazifik zum neutralen Chile, eine navigatorische und seemännische Meisterleistung.
[28] Vgl. Marinestützpunktkommando Flensburg TgbNr. 2069/57 an Kommando der Flottenbasis vom 16.4.1957, in BM 1/4645; das ,Trampedachʼ-Lager blieb aufgrund seines Erinnerungscharakters lange erhalten.
[29] Vgl. Schreiben Kommando der Flottenbasis B-Nr. 5099 an BMVG Abt. VII vom 3. April 1957 (offensichtlicher Schreibfehler im Datum, da Eingang im BMVg erst am 6.5.1957), in BM 1/4645
[30] Schreibmaschinegeschriebener Text Ruges einer Ansprache an der Marineschule Mürwik, handschriftlich eingefügtes Datum „25. XI. 1968(?)“, in: Nachlaß Ruge beim BAMA, N 379/273.
[31] Brief Ruges vom 30.1.1957, Kopie im Besitz des Autors (Anlage 1)
[32] Schreiben Inspekteur der Marine an Ministerbüro vom 13.7.1957, in: BAMA BM 1, 673/22.
[33] Durchschrift des Originals mit Unterschriftsleiste für den Minister, mit Handzeichen Ruges als Inspekteur und getipptem Vermerk „Original Staatssekretär vorgelegt 30.7.57“, ebda.
[34] Dort wird Ruge von 1976 bis zu seinem Tod 1985 Honorarprofessor der Philosophischen Fakultät sein
[35] Das Schiff wird 1960 ,Deutschlandʼ getauft, Gründe für den Namenswechsel waren nicht zu ermitteln
[36] Vgl. Marinewaffenkommando Tgb-Nr. 4421/57 an BMVg Insp M vom 22.8.1957, in: BAMA BM 1 673/22
[37] Führungsstab der Marine VII B 1 an Marinewaffenkommando, Verfügung (Entwurf) ohne Tgb-Nr. und Datum, ebda.
[38] Beispielsweise in: Kemp, Peter, The Oxford Companion to Ships and the Sea, S. 389, 756 und 821
[39] Vgl. Führungsstab der Marine VII B 1 TgbNr 7850/57 an Marinewaffenkommando vom 11.9.1957, in: BAMA BM 1 673/22
[40] Fernschreiben (FS) FüStab M -B1- an Marineattaché Washington, K.z.S. Wegener, mit Handzeichen des Inspekteurs in der Unterschriftszeile „Ru 5/11“, in: BAMA BM 1 673/22
[41] Die Planung, Schiffe diesen Typs bei den ehemaligen Alliierten anzukaufen, wird nicht realisiert.
[42] Diese Tradition wurde mit der Indienststellung des Schleppers ,Pellwormʼ am 30.11.1956 bereits begonnen.
[43] Vgl. BMVg FüStab M – B 1 – TgbNr. 9261/57 an Außenverteiler Marine vom 23.12.1957, in: BAMA BM 1 673/22
[44] Ehemalige Landungsschiffe der US-Marine, angekauft 1958, in Dienst für die Bundesmarine 1964-1971, in: Breyer/Koop, S. 223-225
[45] Ehemalige U-Boote U 2365 und U 2367 des Typs XXIII der Kriegsmarine, im Mai 1945 versenkt, 1956 gehoben, repariert und 1957 für die Bundesmarine in Dienst gestellt; ,Haiʼ sank am 14.9.1966 in der Nordsee (19 Tote, 1 Überlebender), ,Hechtʼ wurde 1968 außer Dienst gestellt, ebda., S. 115-116
[46] ,Prinz Adalbertʼ (1904-1915), Panzerkreuzer, am 23.10.1915 in der Ostsee durch brit. Unterseeboot versenkt, ,Bussardʼ (1891-1912), Kleiner Kreuzer IV. Klasse, gebaut für den Auslandsdienst, 1912 außer Dienst gestellt, ,Iltis (I)ʼ (1880-1896), Kanonenboot, Auslandseinsatz, im Sturm am 23.7.96 gescheitert; die Haltung der Besatzung beim Untergang mit Singen des Flaggenliedes wurde im Kaiserreich gefeiert; ,Iltis (I)ʼ (1898-1914), Kanonenboot, Auslandseinsatz, gefeierter Einsatz im Boxerkrieg 1900, 1914 in Kiautschou selbstversenkt ,Vinetaʼ (1899-1919), Großer Kreuzer, alle in: Gröner, Bd. 1, 76-78, S. 124, 166, 169-170 und 73-75
[47] Schreibmaschinegeschriebener Text einer Ansprache Ruges an der Marineschule Mürwik, handschriftlich eingefügtes Datum „25. XI. 1968(?)“, in: Nachlaß Ruge beim BAMA, N 379/273, S. 2-18
[48] Schreibmaschinegeschriebener Text eines Vortrags Ruges am 22. 5. 1966 an der Katholischen Akademie Sigmaringen in: Nachlaß Ruge beim BAMA, N 379/123b, S. 246
[49] Ruge bezieht sich hier auf einen Redebeitrag Carlo Schmids in der Bundestagsdebatte zur sogenannten „Zenker- Rede“, in der dieser den Grafen Spee als mögliches Vorbild für die Marine nennt, ebda., S 242
[50] Die Namen Scharnhorst, Gneisenau, Raule und Brommy sind im Original mit Großbuchstaben geschrieben.
[51] Schulkorvette ,Amazoneʼ (1843-61), gesunken am 14.11.1861 mit der gesamten Besatzung im Sturm,
Korvette ,Gazelleʼ (1859-84), 1874-76 große Weltumsegelung im Rahmen hydrographischer Forschung,
Fregatte ,Gefionʼ (1851-1891) ehemals dän. ,Gefionʼ, am 5.4.1849 im Krieg gegen Dänemark erobert,
Schoner ,Frauenlobʼ (1853-60), aus Spendengeldern finanziert, im Taifun vor Japan mit Besatzung gesunken,
in Gröner, Bd. 1, siehe zu ,Amazoneʼ S. 107, ,Gazelleʼ S. 68-69, ,Gefionʼ S. 66-67, und ,Frauenlobʼ S. 111
[52] BMVg Fü M III 1 an Außenverteiler Marine vom 27.1.1958
Die Abkürzung ,Füʼ steht für ,Führungsstabʼ und bezeichnet eine Abteilung der jeweiligen Teilstreitkraft im Bundesministerium für Verteidigung, die u.a. für deren Grundsätze der Personalführung und Logistik und für Strategische Planung verantwortlich ist. Die ergänzenden Kürzel ,Hʼ, ,Lʼ und ,Mʼ stehen für die Teilstreitkräfte Heer, Luftwaffe und Marine. Der Führungsstab einer Teilstreitkraft wird vom Inspekteur (Kürzel: Insp) geführt.
[53] Vgl. BMVg Fü M III 1 an Außenverteiler Marine vom 6.5.1958
[54] In: www.horst-kaiser.de
[55] Zu den Panzerschiffen der ,Siegfriedʼ-Klasse, siehe Gröner, Bd. 1, S. 34-36
[56] Vgl. Schreiben des Inspekteurs an das Ministerbüro vom 17.1.1958, in: BAMA BM 1 673/22
[57] Schreiben der Marinekameradschaft ,Günther Prienʼ adressiert an Admiral Ruge vom 29.6.1958, in: BAMA BM 1 673/22
[58] Persönliches Schreiben Vizeadmiral Ruge an die Marinekameradschaft ,Günther Prienʼ vom 21.7.1958, ebda.
[59] Vgl. Vermerk Fü M III 1 vom 12.12.1958 zur Verwendung im Schriftverkehr nach außen, ebda.
[60] Diese Taufe war bereits am 18.10.1958 erfolgt, siehe Breyer/Koop 1978, S. 246
[61] Pseudonym der Seefahrtsschriftstellers Johann Kinau (1883-1916), gefallen als Matrose auf dem kleinen Kreuzer ,Wiesbadenʼ beim Untergang des Schiffs in der Skagerrakschlacht am 31.5.1916, in: DBE, Bd. 3, S. 401
[62] Vermerk Fü M III 1 vom 6.12.1958 mit Handzeichen des Inspekteurs und seines Stellvertreters, in: BAMA BM 1 673/22
[63] Welche Soldaten hier gemeint sind, war nicht zu ermitteln.
[64] Vermerk Fü M III „für Inspekteur M“ vom 11. 12. 1958, der Vermerk Ruges ist datiert mit „18.12.“, ebda.
[65] Friedrich Ruge an einen Herrn Hannemann, Brief vom 20.2.1977, in: BAMA, Nachlaß Ruge, N 379/305, S. 182
[66] Briefwechsel zwischen Inspekteur der Marine und Oberbürgermeister der Stadt Würzburg mit Schreiben vom 16., 21., 22. und 27. Januar 1959; in: BAMA BM 1 673/22. Das (14.) Boot wird am 10.2.1959 auf den Namen ,Ulmʼ getauft.
[67] Minensuchboote ,Vegesackʼ-Klasse, in: Breyer/Koop S. 192-193
[68] Vgl. BMVg Fü M III 1 an den Marineattaché bei der deutschen Botschaft in Paris, FKpt Klug, vom 29.5.1959, in: BAMA BM 1 673/22
[69] Die Geleitboote der ,Kölnʼ-Klasse werden eine Standardverdrängung von 2.090 Tonnen und eine Maximalverdrängung von 3.000 Tonnen haben, in: Breyer/Koop S. 108-109
[70] Vgl. Kommando der Flotte BNr. 13481 an BMVg Fü M III 1 vom 27.10.1958, in: BAMA BM 1 673/22
[71] Vgl. Marineabschnittskommando Ostsee TgbNr 8919/58 an BMVg Fü M III vom 27.10.1958, ebda.; hier geht es um die vom BGS (See) übernommenen Wachboote vom Typ Kriegsfischkutter, siehe Anm. 4
[72] Vgl. BMVg Fü M III 1 vom 23.4.1959, ebda.
[73] Vgl. BMVg Fü M III 1 an Kommando der Flotte vom 17.4.1959, ebda.
[74] Fregatte Klasse 122.
[75] Schreibmaschinegeschriebener Text eines Vortrags Ruges am 22. 5. 1966 an der Katholischen Akademie Sigmaringen in: Nachlaß Ruge beim BAMA, N 379/123b, S. 245-246
[76] Der damalige Flottenchef, Admiral Zimmermann, bemerkt dazu in einem Schreiben betreffs der Benennung der für die Bundesmarine in Frankreich befindlichen Flugkörperschnellboote der Klasse S 148 „Die Namensfindung für die neuen Boote gestaltete sich mit der steigenden Zahl immer schwieriger“, Flottenkommando A 37 an BMVg, Stellvertreter des Inspekteurs der Marine vom 26.11.1970, in: BAMA BM 1/4680
[77] Gleitboote Typ „Tjeld“, Namen aus der nordischen Mythologie, Hugin (der Gedanke) und Munin (die Erinnerung) sind die zwei Raben, die auf den Schultern des Gottes Odin sitzen, in Breyer/Koop, S. 141-142 und http://de.wikipedia.org/wiki/Hugin_und_Munin
[78] Gleitboote Typ „Ferocity“ bzw. „Brave“, die Namen „Pfeil“ und „Strahl“ sind Traditionsnamen der Kaiserlichen Marine für kleine, schnelle Fahrzeuge, „Strahl“ spielt außerdem auf den damals für Schnellboote neuen Gasturbinenantrieb an, in Breyer/Koop, S. 143-144
[79] Ebda, zu Minentransportern siehe S. 227-228, zu Tendern S. 258-265, zu Versorgungsschiffen S. 307-311, zu Tankern 327-329, zu Munitionstransportern S. 340-342, und zu Schleppern S. 355-359
[80] Ehemalige Landungsschiffe Typ LST der US-Marine, angekauft 1958, in Dienst 1966-1974, ebda, S 365-366
[81] Auch als Flugkörper (FK)-Zerstörer, technisch nicht ganz zutreffend als „Raketenzerstörerʼ und nach englischsprachiger Bezeichnung als ,DDGʼ (Destroyer, Guided Missile) bezeichnet
[82] Sprechzettel Fü M I 3 vom 16.10.1979 mit Untertitel ,Namensgebung DDGʼ, in: BAMA BM 1/8199
[83] Reinschrift mit Titel „Aktenvermerk für [Fü M] I zur UAL[Unterabteilungsleiter]-Besprechung“, in: BAMA BM 1/4680.
[84] Wortlaut nach dem im folgenden ausführlich behandelten Spiegel-Artikel ,Mumm habenʼ: „Wir kämpfen bis zum Letzten im Glauben an Sie, mein Führer, und im felsenfesten Vertrauen auf Deutschlands Sieg“.
[85] An dieser Stelle steht in dem o.a. Sprechzettel vom 16. 10. 1979 (siehe Anm. 82) der handschriftliche Vermerk „ab Ende des 1. WK ?“.
[86] In dem o.a. Sprechzettel vom 16.10.1979 (Anm. 72) wird dieses Schreiben auf den „08.08.1967“ datiert, aus der beschriebenen Reihenfolge der Ereignisse geht klar hervor, dass es sich hierbei um einen Schreibfehler handelt.
[87] Aktenvermerk des Informations- und Pressezentrums der Marine vom 19.8.1967, in: BAMA BM 1/4680
[88] ,Mumm habenʼ, Spiegel 35/67, Seite 23-25, Mumm haben
[89] Persönlicher Brief des Oberstleutnants v. Fritsch an den Oberstleutnant Otto v. Stülpnagel in einer Diskussion über den Dawes-Plan, abgesandt aus Königsberg am 16.11.1924, zitiert in Carsten, Reichswehr und Politik, 1964, Seite 222. Von Fritsch schlägt darin eine Diktatur des Generals von Seeckt* als „letzte Konsequenz“ vor.
[90] Von 1966 bis 1969 bestand die Regierung einer „Großen Koalition“ von CDU und SPD unter dem Kanzler Kurt- Georg Kiesinger (1904-1988).
[91] Abschrift von „Protokoll über Fernsehinterview des Norddeutschen Rundfunks“ mit Schlusszeile „gez.: Bidlingmaier, Kapitän zur See“ und handschriftlichem Vermerk „Sendung am 28.8.67“, in: BAMA BM 1/4680
[92] Erlaß des Oberbefehlshabers der Marine vom 22.12.1939 (nach Selbstversenkung des Panzerschiffs „Admiral Graf Spee“ am 17.12.1939 vor Montevideo) im Auszug: ... „Das deutsche Kriegsschiff kämpft unter vollem Einsatz seiner Besatzung bis zur letzten Granate, bis es siegt oder mit wehender Flagge untergeht.“, in: BAMA RM 2/91, zitiert nach Ueberschär, Gerd, Hitlers Militärische Elite, WBG Darmstadt 2011, hier: Hartwig, Dieter, Biographie Admiral Marschall (S. 162-170).
[93] Abschrift von „Protokoll über Telefoninterview für den Saarländischen Rundfunk“ mit Schlusszeile „gez.: Bidlingmaier, Kapitän zur See“, in: BAMA BM 1/4680
[94]Protokollartige Niederschrift des Interviews mit den beteiligten Personen Wolfgang Riehn, Rembert van Delden und sogenanntem ,Sprecherʼ, ohne Kopf, Datum und Unterschrift, ebda.
[95] Handschriftlicher, undatierter Sprechzettel mit Kopfzeile „Fü M I 3 an Stv Insp M über HAL Fü M I“ und Titel „Namensgebung der Lenkwaffenzerstörer“ (4 Blatt, ohne die im Text referenzierten Anlagen) in: BAMA BM 1/4680. Die Abkürzung ,Stvʼ steht für ,Stellvertreterʼ, die Abkürzung ,HALʼ für ,Hauptabteilungsleiterʼ.
[96] Vgl. Sprechzettel vom 16.10.1979 (s. Anm. 72)
[97] Schröders Antwortschreiben ist an Senator Günter Erdmann gerichtet, dessen Schreiben liegt nicht vor
[98] Reinschrift der Verfügung eines persönlichen Schreibens des Ministers vom 30.11.1967, mit Paraphe Schröders und Datum „3/12/67“ und Vermerk „abgesandt 4. Dezember 1967“, in: BAMA BM 1/4680
[99] Siehe www.ifz-muenchen.de


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