Die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl


ereignete sich am 26. April 1986 in Reaktor-Block 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl nahe der 1970 gegründeten ukrainischen Stadt Prypjat.

Auf der siebenstufigen internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse wurde sie als erstes Ereignis in die höchste Kategorie katastrophaler Unfall (INES 7) eingeordnet. Dies ist nicht zu verwechseln mit einem GAU, also dem technischen Auslegungsstörfall einer kerntechnischen Anlage.
Bei einer unter der Leitung von Anatoli Stepanowitsch Djatlow durchgeführten, am 25. April 1986 begonnenen Simulation eines vollständigen Stromausfalls kam es auf Grund schwerwiegender Verstöße gegen die Sicherheitsvorschriften sowie der bauartbedingten Eigenschaften des graphitmoderierten Kernreaktors vom Typ RBMK-1000 zu einem unkontrollierten Leistungsanstieg, der am 26. April um 1:23 Uhr zur Explosion des Reaktors und zum Brand des als Moderator eingesetzten Graphits führte. Innerhalb der ersten zehn Tage nach der Explosion wurde eine Radioaktivität von mehreren Trillionen Becquerel in die Erdatmosphäre freigesetzt. Die so in die Atmosphäre gelangten radioaktiven Stoffe, darunter die Isotope 137Caesium mit einer Halbwertszeit (HWZ) von rund 30 Jahren und 131Iod (HWZ: 8 Tage), kontaminierten infolge radioaktiven Niederschlags hauptsächlich die Region nordöstlich von Tschernobyl sowie durch Windverfrachtung viele Länder in Europa. Nach der Katastrophe begannen sogenannte Liquidatoren mit der Dekontamination der am stärksten betroffenen Gebiete. Unter der Leitung des Kurtschatow-Instituts errichtete man bis November 1986 einen aus Stahlbeton bestehenden provisorischen Schutzmantel (russisch объект «Укрытие», Objekt «Ukrytije»), der meist als „Sarkophag“ bezeichnet wird.

Einsatz über der Ostsee des Seefernaufklärungsflugzeuges Breguet Atlantic, auch BR 1150, ist ein Seefernaufklärer, der multinational entwickelt wurde. Das Flugzeug wird für Patrouillenflüge sowie zur U-Jagd eingesetzt.

Am 28. April 1986 hatten wir einen Aufklärungseinsatz über der Ostsee. Außer unserer BR Atlantik mit der Bordnummer 6103 waren noch andere Aufklärungsflugzeuge im Seegebiet Gotland-Hoburg Bank. Es waren eine US-amerikanische Orion (RC-135), eine britische Nimrod und ein strategischer Aufklärer SR-71 über dem Seegebiet im Einsatz. Unser Flugzeug flog auf der Höhe 10.500 Meter. Unser Einsatz dauerte von 08.45 bis 18:15 Uhr. Unter uns, im gleichen Seegebiet, fuhr das Messboot „Alster“ A50 herum. Wir wußten über die Tschernobyl-Nuklearkatastrophe aus dem deutschen Rundfunk. Plötzlich kam von schwedischer Seite über den Äther die Nachricht, dass eine radioaktive Wolke (Fallout-Wolke) aus Tschernobyl über das Baltikum im Anmarsch sei. Wir flogen in diese Wolke direkt hinein. Wir sollten ursprünglich auf dem Fliegerhorst in Jagel bei Schleswig landen. Wir mußten auf Befehl des Flottenkommandos in Glücksburg umdisponieren und nach Nordholz zum Marinefliegergeschwader Nr. 3 „Graf Zeppelin“ fliegen und dort auch landen. Nach der Landung warteten wir alle 17 Mann der Besatzung. Zu der Aufklärungs-Crew gehörten Kapitänleutnant Leo Mohr (Bordeinsatzleiter) und wir d.h. Oberleutnant zur See Mroß, Hauptbootsmann Dieter Pietsch (Schosty) und Oberbootsmann Stefan Petriuk (alle COMINT), Johannsen (Johnsen), Stevens, Gneiser und Schmenger (alle ELINT). Wir mußten alle im Flugzeug ca. 3 Stunden ausharren bis wir aussteigen konnten. Als wir ausgestiegen waren, mußten wir durch 3 Schalen mit Dekontaminierungsmittel stapfen. Danach ging es in einen großen Wasch- und Duschraum, wo wir unsere Flieger-Kombinationen (Kombis) auszogen. Nach ordentlichen Duschen bekamen wir neue Sachen zum Anziehen. Wir kehrten am nächsten Tag nach Flensburg in einem Bw-Bus zurück. Einen Tag nach unserer Rückkehr untersuchte uns im SAN-Bereich Jagel der für uns zuständige Fliegerarzt Dr. Ocke. Blut wurde uns auch abgenommen und untersucht. Damals wurde nichts beunruhigendes bei uns „Aufklärern“ festgestellt. Im Jahre 2008 wurde beim Funker der BR Atlantik, Stabsbootsmann Hermann Böh, eine Wehrdienstbeschädigung in Zusammenhang einer vermutlichen Verstrahlung aus dem Jahre 1986 festgestellt. Alles hat eben Nachwirkungen.


Nordholz – Marinefliegergeschwader 3 – Eingang Hauptwache mit BR 1150 Atlantik (SIGINT)



Veranstaltung zum Tag der Streitkräfte, der Luft- und Seestreitkräfte der UdSSR in Wünsdorf am 21. Februar 1991 -
nach der Festveranstaltung gab es ein Bankett - bei dieser Gelegenheit gab es verschiedenen Gespräche. Bei einem weiteren Gespräch zwischen Generalleutnant Michail Nikolajewitsch Kalinin, dem 1. Stellvertreter des Oberbefehlshabers der WGT und Generalmajor Hartmut Foertsch, bat der erste um die Unterstützung beim Verkauf von 15 bzw. 20 sowjetischen Jeeps aus dem Bestand der WGT an eine Gemeinde in Baden-Württemberg, welche damit ihre Polizei ausrüsten wolle. Der deutsche General lehnte dieses Ansinnen ab, er verwies auf die demnächst stattfindende Verkaufsausstellung sowjetischen Militärgerätes in Berlin-Karlshorst, bei welcher solche Sachen zu regeln wären. Generalleutnant Kalinin M.N. gehörte zu den s.g. Liquidatoren von Tschernobyl, er flog mit dem Hubschrauber über dem Sarkophag und warf Löschmaterial ab und so bekam er eine entsprechende Strahlendosis ab. Diese Verstrahlung meinte er mit Wodka bekämpfen zu können, dieses würde ihn gesund halten.
Er goss zwei Gläser mit Wodka (100 Gramm) voll und stieß mit General Foertsch auf die deutsch-sowjetische Freundschaft an. General Hartmut Foertsch meinte bei diesen großen Gläsern es wäre Wasser und so trank er das Glas aus. Als er merkte, dass es reiner Wodka war, schüttelte er sich und sagte: „Herr Mroß, das war ja furchtbar!“ Er war vom Wodka-trinken geheilt. Eine der anwesenden Damen merkte bezüglich der Uniformen der beiden Generale an, dass man diese durch das fast gleiche Grau kaum unterscheiden könne, dazu merkte General Foertsch jedoch an, dass man einen sowjetischen General von einem deutschen General durch die große Anzahl an Orden an der Uniform des sowjetischen Generals unterscheiden könne. Hier merkte aber Generalleutnant Kalinin Michail Nikolajewitsch an, dass er zweifacher Held der SU sei und auch einen Tschernobyl-Orden habe.

Im Rahmen eines Hilfstransportes in die Dörfer Nowospasskoje und Lapino (Bezirk Jelnja, Gebiet Smolensk) der Gemeinschaft katholischer Soldaten im Jahre 2008 besuchten wir ein kleines Anwesen am Rande des Dorfes Lapino. Dort wohnte in einer kleinen Hütte mit seiner Mutter ein ca.45-50 alter Mann, der Valentin hieß. Er gehörte zu den s.g. Liquidatoren bei der Atomkraftwerk- Havarie von Tschernobyl am 26. April 1986. Er war dort eingesetzt ohne große Schutzanzüge o.ä. zu haben. Er war total verstrahlt und sah elendig aus. Diesem gaben wir viele Lebensmittel, Süßigkeiten, Schokolade und Getränke wie Coca-Cola usw. Seine Bemerkung dazu lautete: „Die Besiegten helfen jetzt den Siegern!“

Die Brequet Atlantic BR 1150 (SIGINT) über der Baltischen See (Ostsee) –
auf diesem Flugzeug habe ich über 5000 Flugstunden.


„Nur Fliegen ist schöner, denn über den Wolken ist die Freiheit grenzenlos...“



COMINT-Besatzung an Bord BR Atlantik – Oberleutnant zur See Bernhard Mroß, Hauptbootsmann Dieter Pietsch und Oberbootsmann Josef Skrzipietz – 31.3.1988




Zu den beiden Schiffen und Flugzeug oben: links die Fregatte „Niedersachsen“ (damit waren wir im Oktober 1989 in Leningrad) und rechts das sowjetische-russische Wach- und U- Bootabwehrschiff der Krivak I-Klasse „Bodryj“ und darüber schwebend meine BR Atlantik.


Verfasser:
Eloka- und Dolmetscheroffizier Kapitänleutnant a.D. Bernhard Walter Mroß (3. Mai 2020)



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